Rezension

Freiflug... hin zu einem selbstbestimmten Leben

Freiflug -

Freiflug
von Christine Drews

Bewertet mit 5 Sternen

In diesem Roman lernen wir die beiden Frauen Katharina und Rita kennen. Ihr Leben könnte nicht unterschiedlicher sein, aber in den 1970er Jahren haben sie trotzdem gegen die gleichen Probleme zu kämpfen: Frauen werden immer noch als "unmündige" Menschen behandelt, auch per Gesetz. Sie dürfen vieles noch nicht oder müssen die Einwilligung ihres Vaters oder Ehemanns vorweisen. Katharina ist gegen den Willen ihrer Familie, Anwältin geworden und merkt immer wieder sehr stark, das die Männer bevorzugt werden. Sie verdienen mehr, ihr Wort hat einen größeren Wert und den Frauen wird grundsätzlich nicht so viel wie Männern zugetraut. Sie hadert mit ihrer Rolle und will sich nicht durch Witze und sexistische Behandlung in der Kanzlei als Mensch zweiter Klasse behandeln lassen. Rita dagegen hat bisher etwas bessere Erfahrungen im Leben gemacht. Sie hat eine Ausbildung zur Pilotin durchlaufen und auch in ihrem Beruf gearbeitet. Der Weg war zwar auch steinig, aber sie hat sich durchgesetzt. Auch mit Hilfe ihres Vaters, der sie im Segelflugverein und auch später nicht nur finanziell unterstützt hat. Ihre Eltern haben immer zu ihr gehalten und auch ihre, für die damalige Zeit ungewöhnliche Berufswahl, akzeptiert. Doch dann merkt Rita, das auch sie den damaligen Ansichten gegenüber Frauen nicht entkommen kann. Sie bewirbt sich nämlich um eine Stelle als Pilotin für Passagiermaschinen. Und wird sofort abgelehnt.

Und jetzt verknüpfen sich die Leben der beiden Frauen. Denn Katharina soll Rita helfen die Lufthansa zu verklagen.

Die beiden Protagonistinnen finde ich sehr sympathisch. Sie sind beide starke Frauen, die sich ihren Lebenstraum nicht durch unsinnige Vorschriften zerstören lassen. Sie gehen ihren Weg gegen den Strom, auch wenn sie anecken und immer wieder auf Hindernisse stossen. Für mich sind sie richtige Vorbilder. Denn sie haben sich durchgesetzt und gewehrt gegen die frauenfeindlichen Ansichten und Gesetze. Die beiden Frauen machen das in einer Zeit, wo gerade die Frauenbewegung im Entstehen ist. Sie machen Mut und sie lassen sich nicht unterkriegen. Egal ob im Beruf oder Privat.

Die Geschichte ist sehr gut erzählt. Der Text lässt sich flüssig lesen. Ich konnte mir auch alles gut vor Augen vorstellen. Die Verhältnisse in der Kanzlei sind sehr gut geschildert und haben mich nur kopfschüttelnd zurückgelassen. Die vorkommenden Personen sind sehr realistisch und leider nicht alle unbedingt sympathisch. Es hat mich sehr enttäuscht, als die Wahrheit um Theo rauskam. Aber das ganze Buch hat für mich das Thema "Gleichbereichtigung der Frau" gut aufgegriffen. Die hier vorkommenden Themen wie z.B Scheidungsrecht usw. sind wirklich interessant und werden manche Leser*innen überraschen. Sie kennen die alten Gesetze vielleicht nicht und dann ist man echt geschockt.

Es werden viele Sichtweisen lebhaft geschildert, die Meinungen spalten ganze Familien. Aber es ist eine sehr realistische Darstellung und zeigt diese Zeit und ihre Ansichten gut. Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Und es hat mir wieder in Erinnerung gerufen, das es immer noch nicht eine richtige "Gleichberechtigung der Frauen" gibt. Auch wenn es manche Menschen so sehen wollen. Und auf keinen Fall dürfen wir wieder in diese "unterdrückte" Zeit zurückfallen. Daher kann ich diesen Roman gut weiterempfehlen, gerade für die jungen Frauen - aber nicht nur.