Rezension

Freiheit, ein großes Wort ...

Die Küste der Freiheit - Maria W. Peter

Die Küste der Freiheit
von Maria W. Peter

Bewertet mit 5 Sternen

Wie wir es von der Autorin gewohnt sind, entführt sie uns in eine Zeit der Kriege, der Ungerechtigkeiten und der Standesunterschiede. Wir begleiten die Mennonitin Anna und den jungen hessischen Leutnant Lorenz von Tannau auf ihren unterschiedlichen Wegen von Deutschland nach Amerika, just zu jener Zeit, als sich die 13 Kolonien sich gegen das Mutterland England auflehnen. Wir schreiben das Jahr 1776.

Die Story beginnt in Waldeck, Hessen. Anna Hofstetter, eine tiefgläubige Mennonitin lebt mit ihrem Vater bei den Amischen. Mehr gelitten als willkommen nimmt man jedoch ihre medizinischen Kenntnisse in Anspruch. Auf dem Nachhauseweg von einer schwierigen Geburt wird sie vom Deserteur Kurt Paul überfallen. Der Vergewaltigung entgeht sie nur knapp durch das Auftauchen des jungen hessischen Leutnant Lorenz von Tannau. 
Wenig später kreuzen sich die Schicksale der drei wieder. Diesmal ist Lorenz Pauls Opfer und Anna nimmt den schwer verletzten Soldaten, gegen den ausdrücklichen Wunsch der Dorfgemeinschaft, mit nach Hause und pflegt ihn gesund. Während der langen Wochen der Genesung kommen sich Anna und Lorenz näher, dennoch gibt es für die beiden keine Zukunft. Standesunterschied und anderer Glauben lassen eine Verbindung damals nicht zu.

Die Fürsorge für den Verletzten hat für Anna schwerwiegende Folgen: sie wird aus der Gemeinschaft der Amisch ausgestoßen, weil sie sich mit einem Andersgläubigen abgegeben hat und gegen die „Befehle“ der Dorfgemeinschaft zuwidergehandelt hat.

Als Lorenz mit seinem Regiment nach Amerika aufbricht, flüchtet Anna, die den selbstherrlichen und despotischen Gideon heiraten soll, damit sie wieder ein respektables Mitglied der Gemeinschaft werde, aus Waldeck in die Kolonien mit der vagen Hoffnung Lorenz wieder zu finden.

Doch vorerst landet sie als Schuldmagd auf der Plantage der Familie Huntley in Williamsburg. Hier ist sie auf Gedeih und Verderb dem sadistischen John Huntley und seinem Aufseher Anderson ausgeliefert. Doch auch Rose, eine schöne Sklavin, spinnt rund um Anna eine bösartige Intrige, in deren Folge sie als Mörderin gebrandmarkt wird. Am Pranger stehend wird Anna von Lorenz entdeckt und die beiden fliehen gemeinsam.

Doch nicht nur Anna und Lorenz sind unabhängig voneinander in Amerika angekommen. Auch Kurt Paul, als Deserteur gebrandmarkt, treibt in der Neuen Welt weiter sein Unwesen.

Annas Traum von der Freiheit erfüllt sich nicht. Als entlaufene Schuldmagd ist sie immer der Gefahr der Entdeckung ausgesetzt. Sie findet Unterschlupf bei Emmet, einem irischen Quäker, der auch nicht ganz das ist, was er scheint.

Lorenz ist in die Kämpfe der Kolonisten gegen das Mutterland verwickelt. Immer wieder geht es um Leben oder Tod.

Werden Anna und Lorenz ihre persönliche Freiheit finden?

Meine Meinung:

Maria W. Peter versteht es ausgezeichnet die vielen historischen Details in die Handlung zu verweben, ohne dass der Leser merkt, dass er hier Geschichtsunterricht erhält. So mag ich das! Die Handlungsstränge werden akkurat miteinander verknüpft und wieder entknotet. Immer wieder berühren sich die Schicksale der Protagonisten und driften wieder auseinander. Manchmal, könnte man ein wenig viel des Zufalls vermuten, doch die Kolonien sind dünn besiedelt und die Bevölkerung trifft sich in den wenigen Städten. Die sind Umschlagplatz von Waren aller Art, Sklavenhandel inklusive. Daher ist das Aufeinandertreffen von Anna, Lorenz, Kurt Paul und den vielen anderen interessanten Figuren des Romans durchaus glaubwürdig. 

In den Wirren des (Unabhängigkeits)Krieges gehen Moral und Menschlichkeit gleich einmal verloren. Auch Anna, die streng Gläubige, fühlt sich das eine oder andere Mal von Gott in Stich gelassen. Dennoch hilft ihr der Glaube, über viele Widerwärtigkeiten hinweg. 

Schön und authentisch sind auch die Nebenfiguren dargestellt. Da ist zum einen Emmet, der große Schuld auf sich geladen hat, oder der irische (katholische) Priester Father Sean, der auch eine schmerzvolle Vergangenheit hinter sich gelassen hat. Auch John Huntley ist in seiner Widerwärtigkeit deutlich präsent.

Fazit:

Wer gerne historische Romane liest, die penibel recherchiert sind, ist hier genau richtig. Gerne gebe ich 5 Sterne und eine Leseempfehlung.