Rezension

fremdartig, melancholisch, nordisch humorvoll

Vikivaki - Gunnar Gunnarsson

Vikivaki
von Gunnar Gunnarsson

Bewertet mit 4 Sternen

„Ein überaus komischer, zu keinem Zeitpunkt vorhersehbarer Roman des großen isländischen Dichters Gunnar Gunnarsson.“ - Zitat aus dem Klappentext.

Jaki Sonarson lebt alleine auf Fokstad, einem abgelegenen Hof im Hochland von Island. In der Silvesternacht hört er laut Radio, um Mitternacht erklingen Fanfaren und damit beginnt eine unglaubliche, sagenhafte Geschichte. Die Toten aus den umliegenden Gräbern vermeinen die Posaunen des letzten Gerichtes zu hören und erheben sich aus ihren Gräbern. Sie halten Sonarson für Gott, der über sie richten und ihnen den Weg über die goldene Himmelsleiter ins Paradies weisen soll. Eine Situation, mit der Sonarson ziemlich überfordert ist. Er fühlt sich für die unerwarteten Gäste verantwortlich und tut das, was die Gastfreundschaft gebietet, er führt sie zuerst ins Badhaus und dann an eine reichlich gedeckte Tafel. Mit dem Richten allerdings tut er sich schwer. Bei den Toten handelt es sich um Menschen aus unterschiedlichen sozialen Schichten, die zu unterschiedlichen Zeiten gelebt haben. Jaki nimmt seine Verantwortung sehr ernst und bemüht sich, seinen Gästen eine Zuflucht und einen Ausweg zu bieten.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist in einer sehr direkten und doch auch bildhaften Sprache geschrieben. Man kann die einzelnen Charaktere förmlich vor sich sehen, die Verwirrung und die Versuche jedes Einzelnen mit der Situation umzugehen. Das Leben, wie es in der Vergangenheit auf einem abgelegenen Gehöft wie Fokstad war trifft auf das Leben der Gegenwart mit Flugzeug, Telefon und Telegraf (das Buch ist 1932 erstmals erschienen). Es handelt sich nicht um eine Komödie oder gar Slapstick, vielmehr um einen stillen, melancholischen Humor, kein Buch zum Lachen sondern zum Schmunzeln und Nachsinnen.