Rezension

Freud und Leid liegen nah beieinander

Die Töchter des Geistbeckbauern -

Die Töchter des Geistbeckbauern
von Antonia Brauer

Bewertet mit 4 Sternen

Band 1 einer interessanten Familiengeschichte aus der Hallertau zu Beginn des 20. Jahrhunderts – Kinder-, Jugend- und junge Erwachsenenzeit der Geschwister.

Als jüngstes Kind der Hopfenbauern- und Gastwirtsfamilie Geistbeck aus der Hallertau kommt Wally in einer eiskalten, stürmischen Januarnacht 1911 zur Welt. Wie auch ihr Bruder und ihre beiden Schwestern muss sie schon früh mithelfen, die im Hof und in der Wirtschaft anfallenden Arbeiten zu verrichten. Dennoch haben die Geschwister eine sehr schöne, behütete Kindheit, bis mit dem 1. Weltkrieg und der danach folgenden Inflation auch die Not bei den Geistbecks einzieht. Wally muss im Kloster die Hauswirtschaft erlernen, um sich danach eine Stelle als Dienstmagd in München zu suchen. So ist sie gezwungen, bereits als Vierzehnjährige ihre geliebte Heimat und ihren Freund Ludwig, dem sie seit Kindertagen zugetan ist, zu verlassen und sich alleine in der Fremde durchzuschlagen.

Antonia Brauer ist das Pseudonym einer Münchner Autorin und Journalistin, deren Familie aus der Hallertau stammt. Ihre Großmutter war die Wally, über deren Leben sie in diesem Roman schreibt – eine Reise in die Vergangenheit ihrer Familie, nach ihrer eigenen Aussage.

„Die Töchter des Geistbeckbauern“ – „Jahre des Säens“ ist der erste Band, der in den Jahren 1911 bis 1928 spielt und hauptsächlich die Jugendjahre von Wally und ihrer beiden Schwestern Zenzi und Resi beinhaltet – ein zweiter Band mit dem Untertitel „Jahre des Erntens“ folgt. Orte der Handlung sind überwiegend das kleine Dorf Deimhausen im Landkreis Pfaffenhofen und die bayerische Landeshauptstadt München.

In einem angenehmen und mitreißenden Schreibstil schildert die Autorin das damalige Leben, nicht nur auf dem Lande, sondern auch in der Stadt. Sehr lebendig und real erlebt man die extremen Gegensätze, sowohl die harte Arbeit und das Brauchtum auf dem Land, als auch das lockere, unbeschwerte Leben in der Stadt, wobei dort die arme Bevölkerung nicht minder schwer arbeiten musste. Bemerkenswert ist auch die individuelle Charakterisierung der einzelnen Personen, was auf eine gute Recherche in der Familiengeschichte der Autorin schließen lässt. Alle Protagonisten handeln authentisch und ihr Gefühlsleben ist durchaus nachvollziehbar – Leid und Schicksalsschläge berühren sehr und lassen oftmals mitleiden.

Fazit: Die Lebensgeschichte dreier Schwestern die gleichsam begeistert und bestürzt – man darf auf die Fortsetzung gespannt sein.