Rezension

Freundschaft

Rosa -

Rosa
von Anne Cathrine Bomann

Bewertet mit 4.5 Sternen

„Rosa“ hat mich auf den ersten Blick angesprochen. Tatsächlich auch das zauberhafte Cover, obwohl ich dem in der Regel keine besondere Bedeutung beimesse. Und als nächstes hat mich natürlich die Kurzbeschreibung angefixt, denn seit der Lektüre von Sy Montgomerys Rendevous mit einem Oktopus, habe ich ein Faible für diese Spezies.

Dieser kleine, aber feine Roman gefiel mir von Beginn an ausnehmend gut, auch wenn es eine Weile dauert bis Rosa die Bühne betritt. Zunächst lernen wir Vigga kennen, die Ich-Erzählerin der Geschichte. Eine eigenwillige introvertierte junge Frau, die große Probleme mit sozialen Kontakten hat und auf keiner Arbeitsstelle bleiben kann/will. Weniger weil sie nicht arbeiten möchte, sondern weder in der jeweiligen Tätigkeit, noch in ihrem Leben überhaupt einen rechten Sinn erkennen kann. Vigga ist spröde und distanziert, aber nicht unsympathisch. Sie weiß um ihre Probleme und sucht die Fehler nicht bei den anderen – und ist total auf ihre Freundin Maiken fixiert, die ihr nun zu entgleiten droht. Denn Maiken ist schwanger und das bedeutet Veränderung, auch für die Freundschaft der beiden Frauen.
„Und die Zeit rinnt unmerklich durch uns hindurch, und die Tage verstreichen, während der Fötus wächst und sachte etwas auseinanderschiebt, was vorher doch so nah war.“ Ein bezeichnender Satz, melancholisch und doch wunderschön – so wie diese Geschichte.

Die Begegnung mit Rosa scheint etwas in Vigga zu verändern, ein Stück weit rückt sie in die zwischen den Freundinnen entstehende Lücke. Viggas Interesse an der Arbeit und den Bewohnern des Aquariums wächst spürbar, nicht nur an Rosa und der Spezies Oktopus. Gemessen an ihrer anfänglichen Gleichgültigkeit,  entwickelt sie eine erstaunliche Empathie für diese Lebewesen - und ein leiser Hoffnungsschimmer weht durch die Seiten.

Mir hat sehr gefallen wie die Autorin die Geschichte erzählt, leicht und doch intensiv, mit schönen Bildern, schönen Sätzen und leisem Humor. Vieles wird angedeutet und offengelassen, dem Leser bleibt reichlich Spielraum zum Nachdenken und eigene Interpretation. Etwas, das ich prinzipiell mag, auch hier, weil es so sehr zur Geschichte passt, nur wurde es mir am Ende ein wenig zu verschwommen.

Für mich war es das erste Buch von Anne-Cathrine Bomann und ich werde die Autorin auf jeden Fall im Auge behalten.  

 

Kommentare

lex kommentierte am 12. November 2024 um 15:28

Sehr schöne Rezension.