Rezension

Friesisch blau

Friesisch Blau - Lothar Englert

Friesisch Blau
von Lothar Englert

Bewertet mit 5 Sternen

Das cover ist sehr gelungen und passt hervorragend zur Romanhandlung; im Anhang hat der Autor ein Personenregister gelistet, das über reale historische und fiktive Personen Aufschluss gibt; im Glossar werden spezifische Ausdrücke hervorragend erklärt; die im Roman erwähnte Geographie der Orte und Landschaften sind ebenfalls zu finden - es ist also alles vorhanden, was einen gut recherchierten historischen Roman auszeichnet.
Der Werdegang des jungen ostfriesischen Tuchhändlers Wibolt Flaskoper aus Emden im ausgehenden 12. Jhd. - kaufmännische wie auch politische Zusammenhänge - können vom Leser von der ersten Seite an mit Spannung verfolgt werden. Die Reise führt den ehrgeizigen, klugen und aufstrebenden Kaufmann nach London, nach Groningen und - im Verlaufe eines Kreuzzuges - ins Baltikum. Da ihm sehr am Erblühen seiner Heimatstadt Emden gelegen ist, sucht er nach einem Weg, die Stadt der "Bruderschaft der Städte" (als Vorläufer der späteren Hanse) aufnehmen zu lassen, was immense wirtschaftliche Vorteile für alle Kaufleute bedeuten könnte....
Dabei hat er mit Widersachern, Neidern und Feinden in den eigenen Reihen zu kämpfen, lernt jedoch durch seine Risikobereitschaft auch Fernhändler und "Gotlandfahrer" kennen, die seinen (wirtschaftlichen) Blick weiten und richtungsweisend für sein weiteres Vorgehen sind...
Der Autor versteht es von Beginn an, die Handlung "lebendig" werden zu lassen. Bilder und Zusammenhänge einer längst vergangenen Zeit erstehen in spannender Weise wieder auf, die "merkantile Phantasie", der Ehrgeiz und die Zielstrebigkeit des Protagonisten wie auch zahlreiche Gefahren, denen Handelsreisende im 12./13. Jhd. und ff ausgesetzt waren, werden sehr bildhaft, nachvollziehbar und zuweilen humorig beschrieben. Die Verflechtungen wirtschaftlicher und politischer Macht, die es bereits zu jener Zeit gab, werden auf interessante Weise aufgezeigt und sind für historisch Interessierte lehrreich. Auch fehlt das spezielle "Lokalkolorit" nicht, das Buch ist den Bürgern von Emden gewidmet.

Fazit:

Lesens- und empfehlenswert, besonders und gerade für "nicht-ostfriesische Leser". Die Sprache ist wie bereits erwähnt sehr bildhaft und phasenweise äußerst humorig, was mir persönlich sehr gefallen hat. Ich hatte die Freude, diesen Roman in einer vom Autor begleiteten Leserunde zu lesen, wofür ich mich an dieser Stelle nochmals herzlich bedanke: Der Friesenthread bleibt unvergessen ;-) und die anderen Werke von Lothar Englert pochen nun auch auf ihr Recht: Gelesen zu werden!