Rezension

Frösche mit Faschingskronen

Und wir würden rote Rosen aus dem Fenster werfen
von Olga Woinowitsch

Klappentext:
Mit 16 Jahren muss Natascha, eine in Deutschland aufgewachsene Russin, mit ihren Eltern für ein Jahr in die USA ziehen. Sie vermisst Deutschland und vor allem ihre beste Freundin Nora, ohne die sie keinen Tag leben zu können glaubt. Doch in diesem Jahr lernt sie andere Menschen kennen, verliebt sich zum ersten Mal richtig und wird zum ersten Mal richtig enttäuscht. Natascha findet neue Freundinnen und muss feststellen, dass sie immer mehr mit ihnen zusammenwächst, während sie sich mit Nora auseinanderlebt. Mit ihnen teilt sie Freude, Trauer, Spaß und eine Menge erster Erfahrungen und wird mit ihnen erwachsen. Den Prozess der Suche nach sich selbst erlebt sie allerdings intensiver als ihre Freunde, weil sie sich im Grunde heimatlos fühlt. Am Ende muss Natascha wieder Abschied nehmen und sie glaubt keinen Tag ohne ihre amerikanischen Freunde leben zu können. Doch sie weiß jetzt, dass es nicht wichtig ist, ob sie Russin oder Deutsche oder Amerikanerin ist, sondern vor allem, dass sie mit ihren Freundinnen Teil dieser so schönen und so häßlichen, so fröhlichen und so traurigen, so kleinen und so großen Welt ist.

Die Autorin:
Olga Voinovitch (Woinowitsch) wurde als Tochter des Schriftstellers Wladimir Woinowitsch und Irina Woinowitsch, Lehrerin für Russisch und Literatur, in Moskau geboren.
Die Familie verbrachte zwei Jahre in den USA, in Princeton, N.J. und in Washington D.C.
Über das Jahr in Washington D.C. schrieb Olga Voinovitsch mit 17 ihren ersten Roman "und wir würden rote Rosen aus dem fenster werfen". Dieser erschien 1993 im Piper Verlag. 1995 erschien ihr zweiter Roman "die wahre Liebe". "Der Streber", eine Satire über die Münchner Universität, ist ihr dritter Roman.
Sie lebt in München, schreibt weiter Romane, Drehbücher und Essays, übersetzt und unterrichtet Deutsch als Fremdsprache.

Meine Meinung:

"Denn wie Nina und ich neulich festgestellt hatten, waren Männer, Mütter und Mathe die drei schlimmsten Dinge auf der Welt..."

Natascha ist 16, Russin, wuchs in Deutschland auf, weil ihr Vater, ein Maler, in einen politischen Konflikt geriet und aus Russland samt Familie ausgebürgert wurde. Man verlangte von den Künstlern, dass sie Lenin, Breschnew und strahlende Handwerker zeichneten, aber ihm hatten es Fische angetan. Die Tiere, die das Wasser bevölkern, und davon ließ er sich auch nicht abbringen.
Nun muss das Mädchen mit ihren Eltern für zehn Monate von München nach Washington ziehen. Traurig verlässt sie Deutschland, ihre beste Freundin Nora und das gewohnte Leben.
Im Gepäck hat sie Ratte Rumpelstilzchen und jede Menge Tränen. Natascha möchte am liebsten sofort wieder zurück, doch da passiert etwas ganz und gar Unerwartetes: Sie schließt Mädchenfreundschaften, die sie prägen und verliebt sich das erste Mal unsterblich in einen Amerikaner, Chris, der ihre Verliebtheit zu erwidern scheint. Doch so einfach gestaltet sich das neue Leben nicht, denn auch hier wechseln sich positive und negative Erlebnisse ab, und irgendwann kommt der Tag des Abschieds...

"...und wir würden rote Rosen aus dem Fenster werfen" ist ein wunderbarer Roman über das erste richtige Verliebtsein, die Schwelle, die man übertritt zum Erwachsenwerden und in dem es um so wichtige Themen (in dem Alter einfach unerlässlich) wie Freundschaft, Enttäuschungen, Betrug, Hoffnung, Heimweh und auch ein bisschen Selbstfindung geht.
Ich war erstaunt, wie reif sich Natascha benahm, wie sie ihre Welt um sich reflektierte und früh erkannte, wie man sich bei Liebeskummer selbst Mut machen kann. Und dass davon nicht die Welt untergeht.
Man sollte versuchen, nicht auf Frösche mit Faschingskronen hereinzufallen, auch wenn es viele von ihnen gibt. Ein weiser Rat.

Mir gefiel der unterschwellige Humor und dieses "Wir"-Gefühl, das man als Teenager in einer Mädchen-Clique hat, in der man verbotene Dinge tut, sich alles erzählt, über jeden Quatsch lacht und einfach albern ist und sich des Lebens erfreut. Dennoch geht es auch sehr dramatisch und melancholisch zu, denn auch mit 16 ist nicht alles eitel Sonnenschein und man sammelt Erfahrungen, die das spätere Leben durchaus beeinflussen können.
Es gab damals noch keine Handys, Facebook & Co, Kassetten spielten die Lieblingsmusik. Die Wünsche, Sehnsüchte und Probleme waren aber die gleichen.

Ich fühlte mich selbst an meine Jugend erinnert und musste häufig schmunzeln, weil die Ereignisse, die man in dieser Zeit erlebt, größtenteils übereinstimmen und dass sie kontinuierlich so geschehen; man kann nichts für die Hormone, die spielen einfach verrückt. Und wer kennt nicht das nagende Gefühl des Heimwehs.

Ich empfehle das Buch sehr gern weiter und finde es schade, dass es nur noch gebraucht zu haben ist, denn es ist toll geschrieben und aus dem Leben gegriffen.

Das Cover passt meiner Meinung nach nicht, der Eindruck, den es vermittelt, trügt.

5 Sterne.