Rezension

Frontalangriff auf die Tränendrüse

Alles still auf einmal
von Rhiannon Navin

Bewertet mit 2 Sternen

Dieses Buch war ein Irrtum. Ich weiß nicht genau, warum ich es lesen wollte. Wegen der vielen euphorischen Bewertungen? Sind die Menschen so leicht zu beeindrucken? Sind wir einfach prinzipiell betroffen, wenn ein schweres Thema auf den Tisch kommt?

Plopp macht es, Plopp – Plopp, als der kleine Zach mit seiner Schulklasse im Wandschrank sitzt und den Amoklauf auf dem Flur abwartet. Plopp – findet er beängstigend und ich irgendwie albern, müsste es doch eigentlich wüst knallen, wenn ein Amokläufer um sich schießt. Na gut, Zach hat Angst, sein Bruder stirbt, seine Eltern verzweifeln, alles sehr traurig und nachvollziehbar. Einzig der Plopp lässt zweifeln.
Dann bekommen wir geballtes Leid , wobei nichts ausgelassen wird, um ordentlich auf die Tränendrüse zu drücken. Rührend, wenn Zachs Lehrerin ihm zum Trost ihren Engelsflügelanhänger schenkt, den sie von ihrer Großmutter geerbt hat, der ihr immer Trost geschenkt hat. Zum Heulen, wie er sich in Andys Schrank versteckt und seine Gefühle malt. 

In einer Kindersprache, die eher seltsam als authentisch ist, berichtet Zach von den Ereignissen. Man kann sich nicht recht entscheiden. Ist er nun zu kindlich oder zu altklug für seine sechs Jahre? Es gibt Indizien für beides, aber eins steht fest: Es ist nervtötend, wenn er davon erzählt, dass Mommy und Daddy immer „Gewitter machen“ und er dann „das Wehtun in seinem Bauch“ wegdrückt. Und Mommy und Daddy und Andy und Mimi… da macht es doch „wuuusch in meinem Kopf“.
Die große Tür der Kirche ging immer wieder mit einem lauten Knirsch-Quietsch, Knirsch-Quietsch auf und zu, ..." und dann fuhren sie durch die Himmelstränen mit dem Auto nach Hause.
Dieses Buch behandelt ein ernstes Thema und präsentiert es auf Kindergartenniveau. Nicht alles, was hilflos formuliert wurde, ist automatisch Kindersprache und damit anrührend. Dieser Versuch ging hier gründlich daneben, man jongliert eigentlich nur mit Klischees. 
Allerdings scheint das Schema ja zu funktionieren. Viele Menschen sind berührt, mich hat es geärgert. 

Kommentare

Emswashed kommentierte am 16. Januar 2020 um 07:30

Oh je, das hatte ich auch gerade: gewollt, aber auf keinen Fall gekonnt!

Solche Bücher haben nur einen Vorteil, man lernt die guten wieder mehr zu schätzen!

Schokoloko28 kommentierte am 16. Januar 2020 um 18:43

Ich hätte es nicht bis zum bitteren Ende geschafft das Buch zu lesen. Hut ab für Deine Ausdauer!