Rezension

Frostige Freundschaft

Frostgrab -

Frostgrab
von Allie Reynolds

Bewertet mit 4 Sternen

Snowboarderin Milla trifft sich in den französischen Alpen mit ihren Freunden von früher wieder. Zehn Jahre ist es her, dass sie sich gemeinsam an die sportliche Spitze kämpften, bis eine Tragödie den Traum beendete. Was als unschuldiges Treffen beginnt, wird zur lebensbedrohlichen Gefahr. Sie sind allein auf der eisigen Bergspitze, die Seilbahn steht still und ein Psychospielchen beginnt.

„Frostgrab“ ist ein winterlicher Psychothriller von Allie Reynolds, der in den eisigen Höhen der französischen Alpen spielt, und packend umgesetzt ist.

Die Freunde von damals treffen auf der Bergspitze ein, und schon regt sich Unwohlsein. Plötzlich ist die Seilbahn ausgefallen, es ist kein Mensch außer ihnen da, ihre Handys sind verschwunden, und sie stellen sich die Frage, wer sie überhaupt eingeladen hat. 

Die Ausgangslage ist nicht neu. Ein paar Freunde von früher treffen sich an einem einsamen Ort, und ein Racheengel schwingt das Schwert der Vergeltung. Allerdings hat Autorin Allie Reynolds dieses altbekannte Thema exzellent umgesetzt und einen fesselnden Pageturner geschrieben. 

Protagonistin Milla ist der Dreh- und Angelpunkt für das Geschehen. Vor zehn Jahren hat sie ihre Snowboard-Karriere beendet und in Rückblenden kehrt man zum gleichen Ort, mit denselben Menschen in die Vergangenheit zurück. Diese Passagen sind stark vom Sport geprägt. Sie veranschaulichen Millas Ehrgeiz, das letzte bisschen Kraft, aus ihren Muskeln zu holen, sich den Weg an die Spitze zu bahnen und alles andere hinter ihre Ambitionen zu stellen. 

Außerdem kommt die Gruppendynamik von damals exzellent zur Geltung. In der Rückschau erfährt man, wie die ehemaligen Snowboarder Freunde geworden sind, mit welch harten Bandagen sie um den ersten Rang kämpfen, und das manch einer für den sportlichen Erfolg beinah über Leichen geht. 

Interessant waren die Veränderungen, die seither auf der Skipiste eingetreten sind. Zum Beispiel fuhr kaum jemand mit Helm, was mittlerweile zum Standard und in vielen Skigebieten zur Pflicht geworden ist. 

In der Gegenwart sitzen sich die gescheiterten Sportlerträume gegenüber, schauen auf eingeschneiten Ruhm zurück, und grollen den Unstimmigkeiten von damals hinterher. Als Leser weiß man von Beginn an, dass vor zehn Jahren eine Tragödie geschehen ist, und dieses Ereignis nach wie vor an den Sportlern zehrt. Die Autorin spart sich die Details des Unheils bis zum Ende auf, was den Verlauf noch mitreißender macht.

Mit dem Setting war meine Neugier entfacht. Allie Reynolds hat den Ablauf ausgesprochen geschickt eingefädelt, und dabei den boshaften Kampfgeist der Sportler in den Vordergrund gestellt. Biestiges Verhalten und Konkurrenzdenken stehen beim Training an der Tagesordnung, und so mancher gewinnt, weil er den Gegner im Schnee einfahren lässt. 

Die Pistenstimmung zieht sich bis in die Gegenwart, nur dass hier ungemütliche Kälte und eisige Böen, zwischen den Freunden und als Bedrohung vom Berg, spürbar sind. 

Die frostige Atmosphäre finde ich fesselnd und genial umgesetzt, und sie hat den Lesespaß enorm angetrieben.

Die Handlung ist insgesamt vorhersehbar, wobei einige fiese Kniffe zum Zug kommen, die richtig hart zu lesen sind. Trotz des wenig überraschenden, und meinem Geschmack nach übertriebenen, Endes, hat es mir großen Spaß gemacht, mit Milla und ihren Freunden der eiskalten Wahrheit ins Gesicht zu sehen.

Im Endeffekt ist „Frostgrab“ ein außerordentlich guter Psychothriller, der sich aufgrund von Spannung, Szenerie und Setting flott lesen lässt. Ich habe damit fesselnde Lesestunden verbracht und bin mir sicher, dass andere Thriller-Fans ebenso Freude an der frostigen Freundschaft haben werden.