Rezension

"Frostkuss" von Jennifer Estep

Frostkuss - Jennifer Estep

Frostkuss
von Jennifer Estep

Bewertet mit 3 Sternen

Der Inhalt

Sie sind die Nachkommen sagenhafter Kämpfer wie Spartaner, Amazonen oder Walküren und verfügen über magische Kräfte. Auf der Mythos Academy lernen sie, ihre Fähigkeiten richtig einzusetzen. Gwen Frost besitzt ein einzigartiges Talent: die »Gypsy-Gabe«. Eine einzige Berührung reicht aus, um alles über einen Gegenstand oder einen Menschen zu wissen. Doch dabei spürt Gwen nicht nur die guten Gefühle, sondern auch die schlechten und die gefährlichen. Auf der Mythos Academy soll sie lernen, mit ihrer Gabe sinnvoll umzugehen. Aber die mythische Welt steht vor einer tödlichen Bedrohung, und Gwen befindet sich plötzlich im Zentrum eines großen Krieges.
[ Quelle: Piper ]

Meine Meinung

Wenn ich dieses Buch mit nur einem Satz beschreiben dürfte, dann wäre es wohl dieser: super Idee, mangelhaft umgesetzt. Aber das ist Gott sei Dank mein Blog und ich darf so viel schreiben, wie ich will. Daher also ein wenig ausführlicher.

Dem Buch bzw. der Reihe liegt eine unglaublich gute Idee zugrunde. Die Mythos Academy beherbergt Jugendliche, die alle von starken, sagenumwobenen Kämpfern abstammen. Und mitten unter ihnen besucht auch Gwen Frost die Schule und eigentlich weiß sie selbst nicht so genau, warum eigentlich. Sie stammt weder von einem Spartaner, noch von einem Römer und auch nicht von einem Trojaner ab, sondern sie ist nur eine Gypsy. Ihre Gabe liegt darin, alles über einen Gegenstand oder eine Person zu erfahren, indem sie diese nur berührt.

Wirklich positiv überrascht war ich vom Beginn des Buches. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass es zunächst mal lang und breit darum gehen würde, wie Gwen in der Schule aufgenommen wird, wie ihre erste Zeit dort ist usw. Aber das wurde, Gott sei Dank, alles unter den Tisch gekehrt. Das Buch beginnt bereits einige Zeit nachdem Gwen an die Schule kam. Eine andere Umsetzung hätte ich auch irgendwie sinnlos gefunden.

Die Geschichte dreht sich vor allem darum, dass Gwen eines Abends die Leiche einer Mitschülerin in der Bibliothek findet. Außerdem wurde in der Nacht des Mordes ein uraltes Artefakt gestohlen. Scheinbar wird dieses benötigt, um den Gott Loki aus seinem Gefängnis zu befreien. Doch wer glaubt schon an die ganze Sache mit den Göttern? Gwen jedenfalls nicht...

An sich hat die Geschichte also eigentlich alles, was es braucht, um mich gut zu unterhalten. Ich interessiere mich für die griechischen und römischen Mythen, es gibt einen Mord und eine gar nicht undetaillierte Idee. Trotzdem blieb mit eines zum Schluss sehr stark negativ im Gedächtnis und das wäre die unglaublich nervtötende Protagonistin.

Gwen hätte so gut werden können. Jennifer Estep hat ihr eine sehr durchdachte Vergangenheit gegeben und zusätzlich auch eine interessante Gabe (besonders gefallen hat mir dabei vor allem, dass Gwen diese auch zu eigenen Zwecken im Alltag benutzt hat). Die Jugendliche hat vor sechs Monaten ihre Mutter bei einem Autounfall verloren.

Das Problem war also nicht die Art und Weise, wie die Autorin ihre Haupt-Akteurin gezeichnet hat, sondern wie sie sie agieren ließ. Denn Gwen ist ganz klasse darin, sich selbst zu bemitleiden. Sie hat ja ihre Mutter verloren und jetzt ist sie ganz allein auf der Schule voller zukünftiger Helden. Außerdem hat sie keine Freunde und sie wird nicht müde, das auch alle fünf Seiten ausführlich zu betonen. Leider konnte ich die anderen Schüler irgendwie verstehen. Wer will sich schon mit jemand abgeben, der nichts anderes im Sinn hat, als sich den lieben langen Tag in den Mittelpunkt zu stellen, zu jammern und dann auch noch in allen anderen verwöhnte reiche Schnösel zu sehen?

Diese ständigen Wiederholungen des immer gleichen Gejammers konnte einen wirklich den Spaß an der Geschichte nehmen. Gwen streut diese Aspekte immer wieder ein, selbst als man als Leser gerade richtig gebannt vor dem Buch sitzt. Und plötzlich kommt der altbekannte Satz "aber ich hab ja eh keine Freunde" und zack... die komplette Spannung fällt in sich zusammen. Damit wurde eine wirklich großartige Idee einfach nicht recht ausgeschöpft.

Was die anderen (wichtigen) Charaktere angeht, bin ich etwas zwiegespalten. Wirklich gerne mochte ich Daphne, da sie eigentlich so ganz anders ist, als zu Anfang gedacht. Sie wurde mir dadurch unglaublich sympathisch und ich mochte sie sehr gerne. Bei ihr war auch eine kleine Entwicklung zu beobachten. Dagegen ist bei den restlichen Charakteren sehr in der Klischee-Kiste gewühlt worden. Die Lieblingslehrerin, die natürlich gleichzeitig streng wie auch fürsorglich ist und als Mutter-Ersatz herhalten wird. Und dann gibt es da ja noch den starken, unnahbaren, sexy, dunklen Spartaner-Jungen, dem alle Mädels hinterher schmachten und der eigentlich nur auf schnellen Sex aus ist. Und er will von Gwen nicht berührt werden, da er meint, sie kann mit seinen zahlreichen, dunklen Problemen nicht umgehen. Hätte er noch ne Lederpeitsche hinter sich hergezogen, hätte ich wohl laut "Schaut, da ist Christian Grey" ausrufen müssen.

Mein Fazit

Der Auftakt zur Mythos Academy Reihe weist eine tolle Idee auf, die sehr viel Potenzial für die komplette Reihe lässt. Wer sich für die alten griechischen Götter und Helden interessiert, der kommt um diese Reihe kaum rum. Allerdings muss man gerade mit der Protagonistin sehr viel Geduld haben. Mir ging sie über die komplette Länge wirklich sehr auf die Nerven, allerdings hoffe ich, dass sich dieses Problem in Teil 2 erledigt hat, denn immerhin hat sie ja nun wenigstens ein paar Freunde.