Rezension

Frust und Mut

Strangers Now -

Strangers Now
von Emilia Flynn

Bewertet mit 5 Sternen

„Ach, wäre ich doch ein anderer Mensch. Wäre ich doch in einer anderen Welt, in der ich mich nicht fürchten müsste.“

„Strangers Now – Yesterday“ ist der erste Band der neuen Dilogie von Emilia Flynn. Er erschien im Februar 2023 im Selfpublishing der Autorin.

Willem Fraser ist erfolgreicher Theaterschauspieler am Broadway. Er ist beliebt, erfolgreich und arrogant – Kontakt zu seiner Familie hat er seit einigen Jahren kaum noch. Als er vom Tod seines Vaters erfährt, zieht es im trotzdem die Füße vom Boden weg. Er muss zurück in die Heimat, zurück nach Canterbury und sich den Geistern seiner Vergangenheit stellen.

Der Roman spielt in mehreren Zeitebenen, der Hauptteil beschreibt Willems Jugend ab 1997. Er lernt Sophie kennen, die plötzlich in einer Bar im Ort lebt und aushilft. Von Anfang an verbindet ihn mit ihr irgendwie mehr als nur Freundschaft. Langsam knüpfen sie ein Band und aus Freundschaft wird tatsächlich, trotz des gewaltigen Klassenunterschieds der beiden, langsam Liebe... 
Willem möchte Schauspieler werden, doch seine Familie und Freunde sind ihm wichtig und niemals möchte er die Arbeit über diese stellen. Das Schicksal meint es jedoch weniger gut mit ihm und aus dem fröhlichen jungen Mann mit Zukunftsträumen wird schließlich ein verbitterter Mensch, dem die Familie egal und die Karriere über alles geht. In dieser aktuellen Zeit – 2014 – beginnt auch die Handlung. Die Stimmung ist düster, melancholisch und irgendwie deprimierend. Ebenso, wie auch Willems Gemütslage. Obwohl er erfolgreich ist, scheint er nicht glücklich. Er wirkt einsam, arrogant und selbstgefällig. Trotzdem er mit seiner Familie vor langer Zeit gebrochen hat, lässt ihn der Tod seines Vaters jedoch nicht kalt und eine Reise in die Vergangenheit beginnt…
Der Hauptteil des Romans ist weitestgehend fröhlich, die Handlung absolut mitreißend, der Schreibstil wieder einmal umwerfend. Ich bin nach dem etwas düsteren und damit schwierigen Einstieg nur so durch die Geschichte geflogen. Ich habe mit den Figuren gelacht, geweint und gebangt. Gerade Sophie mochte ich auf Anhieb gerne. Sie musste in jungen Jahren viel Leid erfahren und kämpft sich nun durchs Leben. In Canterbury widerfährt ihr das erste Mal Gutes und wie sie selbst, war auch ich zunächst skeptisch. Auf jeder Seite rechnete ich, wie Sophie selbst wohl auch, mit einem großen Knall und ich muss sagen, dass er Spannungsaufbau absolut brillant ist! Natürlich ist von Anfang an klar, dass irgendwann, irgendetwas passieren würde, aber wie sich dann plötzlich der Wendepunkt der Geschichte darstellt, hätte ich absolut nicht erwartet! 
Die Autorin webt eine emotionale Liebesgeschichte mit viel Tiefgang und Spannung sowie ernsten Themen. Wie von Emilia Flynn gewohnt, ist die Handlung realistisch und weit entfernt von unglaubwürdigen „Friede-Freude-Eierkuchen“-Szenen. Dies ist etwas, was ich bei Emilia Flynn liebe. Ja, ich mag auch Happy Ends – aber zu manchen Geschichten passen sie irgendwie nicht und in der Realität kommen sie eben auch häufig nicht vor… Bei „Strangers Now“ habe ich die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben. Der erste Band endet mit einem riesigen Cliff Hanger und ich bin sehr gespannt, wie es weitergehen wird!

Mein Fazit: Ein emotionaler und mitreißender Liebesroman, der begeistert und alles andere als gewöhnlich ist. Ich kann nicht anders als 5 von 5 Sternen zu vergeben und eine klare Leseempfehlung auszusprechen!