Rezension

Frustrierendes Thema

Die Nacht schreibt uns neu
von Dani Atkins

Bewertet mit 2 Sternen

„Die Achse meiner Welt“ hat mich schwer begeistert zurückgelassen, denn ich wurde Zeugin einer einfühlsamen Geschichte, die am Ende eine überraschende Wendung zu bieten hatte, die mich noch lange mitgerissen und beschäftigt hat. Dass ich „Die Nacht schreibt uns neu“ nun auch gelesen habe, ist dem Vertrauen geschuldet, dass ich durch ihr Erstlingswerk in Dani Atkins gewonnen habe.

Atkins Stil ist auch gleich wiederzuerkennen. Am Anfang der Geschichte steht eine dramatische Situation, die das Leben aller beteiligter Figuren schlagartig ändern wird. Zudem werden unterschiedliche Erzählperspektiven eingenommen, einmal die Gegenwart und einmal die Zukunft und man kann bereits wieder ahnen, die Zukunft, das ist die Perspektive, die den Leser wieder in die Irre führen soll und nachher eine Überraschung bereithält.

Die dramatischen Szenen am Anfang sind wirklich berührend und sehr atmosphärisch inszeniert. Man ist gleich mit all seinen Gefühlen in der Geschichte drin und fiebert regelrecht mit Emma und ihren Freundinnen mit. Dadurch entsteht natürlich gleich eine intensive Verbindung zur Protagonistin, die mich für den Rest der Geschichte hoffen ließ. Doch dann nimmt die Geschichte leider eine Wendung, die mich eher enttäuscht hat. Plötzlich steht eine Dreiecksgeschichte im Vordergrund, in der es um Fremdgehen geht, wie man das definieren kann, wer wie Schuld ist etc. Fremdgehen ist wirklich das allerletzte Thema, über das ich gerne in dieser Form lese und dieses Buch hat mich noch einmal bestätigt. Denn Jack, der große Retter und Emma, die mutige Kämpferin und auch der vollkommen von den Ereignissen überraschte Richard, keiner dieser Figuren konnte mich in dieser Konstellation begeistern oder berühren. Ich konnte weder klar die Position von Richard einnehmen noch die von Jack und dass Emma sich alles ausgelegt hat, wie es ihr gerade passte, das kam dann noch erschwerend hinzu. Damit war die Liebesgeschichte leider früh für mich erledigt und ich konnte da nicht mehr mitfiebern.

Zum Glück gibt es auch noch Handlungsstränge, die für mich wesentlich besser funktionieren. Das ist zum einen die Trauerbewältigung in ihren unterschiedlichen Formen und die Demenz-Erkrankung von Emmas Mutter. Beides auch dramatische Themen, die authentisch umgesetzt wurden und in denen ich meine eigenen Erfahrungen mit diesen Themen wiedererkennen konnte. Dafür muss ich definitiv den Daumen hoch machen.

Nun noch zu überraschenden Wendung am Schluss. Ja, es war eine Überraschung, aber auch eher eine negative Überraschung, da ich den Sinn dahinter nicht begreifen konnte und damit auch leider nicht den Effekt hatte, dass sie mich lange noch geistig begleiten konnte.

Fazit: Nach „Die Achse meiner Welt“ ist „Die Nacht schreibt uns neu“ eine herbe Enttäuschung. Zwar lässt sich Atkins Stil einwandfrei erkennen, aber diesmal entfaltet dieser keinen erzählerischen Zauber. Das Thema Fremdgehen stößt mir immer bitter auf und ist hier anstrengend verarbeitet, so dass ich leider nur wenig Verbindung zu den Hauptfiguren aufbauen konnte. Die Nebenstränge dagegen haben starke Momente, die berühren können. Aber das ist alles in allem zu wenig, um an die Begeisterung des Erstlingswerks heranzureichen.