Rezension

Fünf Frauen und ein (toter) Mann

Eure Leben, lebt sie alle -

Eure Leben, lebt sie alle
von Sybille Hein

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ich durfte diesen Roman im Rahmen der Leserunde lesen - die Buchbeschreibung (Frauen wie wir, kurzzeitig aus der Spur geraten) hatte mich angesprochen und so war ich neugierig, diese Frauen (vier in der Lebensmitte, eine schon 80), ihre Lebensentwürfe, Ängste, Sehnsüchte, kennen zu lernen.

Der Roman beginnt mit der Beerdigung von Jonas Kiekhöfel, und alle sind da - seine Freundinnen Johanna, Luise, Frederike, Ellen und seine Mutter Marianne. Und auch zwanzig Jahre später haben diese Frauen noch Kontakt, mit Marianne als zentraler Figur.

Die jüngeren sind jetzt in der Lebensmitte angekommen und wir begegnen allen fünf in unterschiedlichen Krisen wieder, Johanna dabei aber nur in Erzählungen der anderen. Leider bleiben die einzelnen Geschichten trotz kleinerer Querverbindungen sehr isoliert voneinander, daran ändert auch die gemeinsame Aufräumaktion bei Marianne zum Ende der Geschichte nichts. Vor allem bleibt unklar, warum der Kontakt, der sich durch Jonas ergeben hatte, auch nach seinem Tod noch zwanzig Jahre (vermutlich auch länger) Bestand hat - irgendwie wartete ich beim Lesen immer auf die Auflösung, die aber nie kam.

Alle Charaktäre waren überzeichnet, aber so, dass mir zu jedem Charakter auch jemand aus dem Bekanntenkreis einfiel, der gut die Rolle spielen könnte. Es gab  immer mal wieder Sätze, die hängen blieben (z.B. "Es muss Menschen geben, die für ihre selbst verzapfte Scheiße Verantwortung übernehmen!"), trotzdem hatte ich Anfangs Mühe, in den Roman hineinzukommen, und am Ende blieb ich in Bezug auf das Gelesene ein wenig ratlos zurück. Man konnte lesend für eine gewissen Zeit am Leben der fünf Frauen teilnehmen (und erfuhr durchaus auch etwas über die Vergangenheit), aber zu vieles blieb im Unklaren und das Ende ist offen.

Für mich war es kein Buch, in dessen Geschichte ich gut eintauchen konnte - und nicht in allen Geschichten konnte ich wiederfinden, was im Klappentext versprochen wurde: "Sibylle Hein erzählt von den Herausforderungen des Älterwerdens. Lustig und melancholisch. Berührend und klug."