Rezension

Fünf Studenten auf Schatzsuche

Goldschatz - Ingrid Noll

Goldschatz
von Ingrid Noll

~~Goldschatz - Ingrid Noll

Nicht das beste Buch der Autorin, insbesondere der charakteristische bissige Humor der früheren Werke fehlt leider fast gänzlich.

Unverhofft erbt Studentin Trixi ein altes, renovierungsbedürftiges Bauernhaus. Die perfekte Gelegenheit, mit ein paar Freunden eine WG zu gründen und es der Wegwerfgesellschaft zu zeigen. Motiviert machen sie sich ans Werk, das alte Haus möglichst günstig und nachhaltig auf Vordermann zu bringen. Beim Entrümpeln taucht so einiges auf, unter anderem ein Goldschatz, der aber auch gleich wieder verschwunden ist. Auch Gruseliges kommt zu Tage.
Und dann wäre da noch der schrullige alte Nachbar, der viel mehr über die Geheimnisse der Vergangenheit zu wissen scheint, als er zugeben will. Zwischen den WG-Bewohnern beginnt es aus verschiedenen Gründen bald zu brodeln...
Sehr bald ist von Konsumverweigerung kaum mehr die Rede, es regiert die Gier, denn mit dem Schatz geht der Ärger erst richtig los.

Die Grundidee ist großartig und das Potenzial riesig. Meiner Meinung nach wurde dieses aber leider nicht vollständig ausgeschöpft.
Die verschiedenen Charaktere fand ich sehr stark ausgearbeitet. Sie sind nicht sympathisch, dafür mit Ecken und Kanten sehr authentisch, und im Zusammenspiel durchaus chaotisch. Genau so könnte ich mir ein solches Projekt der nachhaltigen Wohngemeinschaft vorstellen.  Ärger ist quasi vorprogrammiert. Gewisse Schwierigkeiten, die bei der überstürzten Gründung einer Wohngemeinschaft auftreten, wurden recht deutlich und gut beschrieben.
Einige Hintergrundinformationen wurden mir aber zu sehr im Unklaren gelassen.  So hätte ich gerne mehr über die Herkunft des Schatzes erfahren. Da wurde Vieles recht schnell und lieblos abgehandelt und wichtige Fragen blieben offen. Sehr viel Platz wird jedoch der Zubereitung und dem Verzehr der Mahlzeiten eingeräumt.
Beinahe wirkt dieses Buch wie ein Lehrstück, was Gier aus Menschen machen kann.
Letztendlich waren mir sämtliche Protagonisten zu passiv. Sie haben alle nur reagiert. Das wirklich böse konnte ich hier nicht finden. Es sind vielmehr Versäumnisse und dumme Zufälle derer sie sich schuldig machen.

Durchaus unterhaltsam, aber irgendwie oberflächlich und zu zahm, mit viel verschenktem Potenzial. Und mit Sicherheit kein Krimi.