Rezension

Für 350 Seiten ein verliebtes Genie sein? Nur zu!

Das Rosie-Projekt - Graeme Simsion

Das Rosie-Projekt
von Graeme Simsion

Inhalt
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Liebe lässt sich nicht durchplanen und berechnen - hätte das mal einer Don Tillman gesagt. Don ist Professor in Genetik auf der Suche nach der perfekten Frau und hat nach all seinen gescheiterten Dates zuvor einen genialen Plan: das Ehefrau-Projekt. Mit akkuraten Fragebögen werden systematisch alle "schlechten" Eigenschaften eliminiert: Rauchen, Trinken, zu spät kommen, Vegetarier sein usw. Alles läuft nach Plan, bis er Rosie begegnet. Sie braucht seine Hilfe um ihren Vater zu finden und wirbelt dabei allerhand durcheinander...

Mein Eindruck
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Auf Goodreads hatte die Rezensentin Tatiana das Buch mit nur drei Wörtern treffend beschrieben, "Sheldon in love". Man stelle sich Sheldon Cooper aus Big Bang Theory vor, nur in etwas besser aussehend, weil Don Tillman regelmäßig Kampfsport treibt (um sich früher seine Mobber in der Schule vom Hals zu halten und jetzt um sich fit zu halten). Dann denkt man sich, dass er statt in Physik in Genetik brilliert. Und genau in diesem Kopf steckt man als Leser fest und erlebt alles aus der nerdigsten Perspektive, die man sich vorstellen kann!

Denn Don Tillman ist alles, was man von einem genialen aber sozial inkompetenten Menschen erwarten würde. Er hat so einen rationalen Blick auf alles im Leben, dass ihm wenn er sich ganz normal verhält, ständige soziale Fauxpas passieren. Deshalb passt er sein Leben daran an, dass er versucht den sozialen Anforderungen gerecht zu werden, so schwer es ihm auch fällt. Zum Beispiel will er bei einem Vortag eine Frau in der hinteren Reihe aufrufen. Er sagt, "Bitte, die fette Frau da hinten." Dann bemerkt er seinen Fehler und will sich korrigieren, "Entschuldigung - die sehr übergewichtige Frau dahinten." Richtig wäre natürlich z.B. "Bitte, die Frau in rot/blau/grün dahinten" gewesen, je nachdem was sie anhatte. So genial Don im wissenschaftlichen Bereich ist, was das Interagieren mit anderen Menschen angeht, verhält er sich wie ein Kleinkind.

Genau das macht Don als Hauptfigur so ungemein sympathisch. Klar ist er ein Freak! Ich meine, welcher Mensch kocht absichtlich nach Wochenplan jeden Tag exakt dasselbe, um Zeit und Aufwand in der Zubereitung zu sparen? Wer hat einen bis auf die Minute hinuntergerechneten "Stundenplan" für jeden seiner Wochentage? Mit Einheiten, wie "Duschen", oder anderen alltäglichen Aktivitäten, die in keinem Terminkalender stehen müssen? Und wehe es geschieht etwas Unvorhergesehenes und wirft die Planung über den Haufen. Umso amüsanter ist natürlich, wie Rosie genau auf diese Weise sein Leben durcheinanderwirbelt. Durch ein Missverständnis haben sie schon sehr früh ihr erstes Date und diese Frau bringt echtes Leben in sein vorheriges Leben. Es macht wahnsinnig Spaß beide zusammen zu erleben und zu beobachten, wie sie aufeinander reagieren und sich näherkommen.

Allerdings sind nicht nur die Hauptfiguren interessant. Es steuert auch viel zur Geschichte bei, wie Dons Mitmenschen auf ihn reagieren. Natürlich seine zwei Freunde, die er hat. Aber auch, wie er z.B. bei einer Reise in New York ganz anders auf Menschen wirkt. New York ist Sammelpunkt von so viel Ungewöhnlichem, dass Don dort nicht einmal auffällt. Natürlich ist klar, dass sein "Ehefrau-Projekt" von Anfang an zum scheitern verurteilt ist. Doch das muss Don erst einmal lernen und begreifen, um tatsächlich seine große Liebe zu finden.

Fazit
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"Das Rosie-Projekt" ist ein ungemein unterhaltsames und witziges Buch. Es ist total faszinierend im Kopf eines absoluten Genies zu stecken, der aber gleichzeitig bei jeder sozialen Interaktion einen Hochseilakt betreiben muss. Man erlebt, wie er sich entwickelt, wie Rosie sein Leben und auch seine Denkweise beeinflusst. Und doch bleibt er sich auf seine Art und Weise treu und genau dafür muss man ihn einfach lieben! Ich empfehle jedem, sich einfach eine Leseprobe zum Buch anzuschauen. Wer weiß, vielleicht hat man danach die Muße, und Freude Don höchstpersönlich kennenzulernen ;)