Rezension

Für Anhänger der Monarchie

Tafeln mit dem Kaiser - Franz Karl Ruhm, Hannes Etzlstorfer

Tafeln mit dem Kaiser
von Franz Karl Ruhm Hannes Etzlstorfer

Bewertet mit 3 Sternen

Was wurde Adeligen und anderen mächtigen Personen kurz vor dem 1. Weltkrieg zu Essen serviert? Das Buch von Hannes Etzeltorfer und Franz Karl Ruhm geht dieser Frage auf Grundlage eines Menüheftes aus dem Jahr 1913 nach. Das kulinarische Tagesprotokoll wird mit aktuellen Ereignissen verknüpft und der Leser erhält einen Einblick in den Alltag des seit 1848 regierenden Kaisers Franz Joseph.

Interessant war zu lesen, dass der greise Monarch neben einem pickepacke vollen Terminkalender sich auch noch selbst um die Speisefolgen zu Mittag und Abend kümmerte. Seine Köche machten Vorschläge und der Kaiser gab seinen Senf dazu.

Das Buch ist als Zeitzeugendokument anzusehen, da der Speiseplan auf die Gäste des Kaisers abgestimmt wurden – gibt es so etwas vielleicht auch noch heute? Muss Angela Merkel im Ausland oft Sauerkraut essen oder serviert sie Obama etwa gar Hamburger? Die beiden Autoren arbeiten deutlich heraus, dass Essen nicht nur Nahrungsaufnahme darstellt, sondern auch gesellschaft-politische Aufgaben übernehmen kann.

Neben den Einblicken in die Vorlieben des Kaisers (er war ein absoluter Schellesser, der gerne auf Altbewährtes zurückgriff, Neues kam nicht auf seinen Speiseplan) gefielen mir besonders die kurzen Anekdoten aus der damaligen Zeit. Kurze Rezepte und interessante Fotografien geben einen Einblick in das damalige Leben der Reichen und Mächtigen Europas.

Die Menükarten geben Aufschluss was gegessen wurde und die Autoren haben penibel jeden Tag recherchiert und stellen kurz dar, was im Wien der damaligen Zeit sonst noch so passiert ist. Teilweise geschah einfach nichts Weltbewegendes und so erscheint dann das geschilderte Tagesgeschehen einfach zu unbedeutend um noch als spannend durch gehen zu können.

Weiter hatte ich als Nichtösterreicherin meine Probleme, alle Zusammenhänge zu durchschauen. So hätte eine Tafel des Königshauses mir das Verstehen der familiären Zusammenhänge doch sehr geholfen.

Das Buch ist meiner Meinung nach für Studenten der Geschichte und anderen an der österreichischen Monarchie interessierten Menschen zu empfehlen.