Rezension

Für BDSM-Interessierte, spannend und mitreißend

Ammonitenherz - Tanja Schierding

Ammonitenherz
von Tanja Schierding

Überraschend, lustvoll, intrigierend.

In dem Genre „Steampunk“ bin ich noch relativ neu. Dennoch empfand ich, dass der Steampunk-Effekt erst gegen Ende etwas handfestes bekam. Die erste Hälfte des Buches wurde ausgiebig genutzt, um den Leser in die BDSM-Welt und ihren Subs und Mastern einzuweihen. Dabei wurde an Sexszenen alles andere als gespart. Einerseits war ich durch den Klappentext darauf eingestellt, andererseits hatte ich zwischendurch kurz das Gefühl, in der Geschichte nicht voran zu kommen. Durch Rückblenden wurde soviel der Vergangenheit aufgerollt, um die Gegenwart zu erklären, dass es erst nach guten 200 Seiten so richig los ging. Dafür dann aber richtig. Die Welt der Steam Master deutete schon dunkle Geheimnisse an, doch der Leser wurde immer weiter in den Strudel und seine Abgründe hinein gezogen. Der Grad zwischen Lust und Schmerz gelang der Autorin wirklich sehr gut und machte mich als Leser darauf aufmerksam, wie viel Vertrauen und Hingabe diese Form von Sex doch erfordert.
Nachdem ich nun also eingeführt wurde in die Welt, kam ich auch gar nicht mehr los. Ich kannte die Grundidee bereits aus dem Vorgängerbuch von Gideon Born, doch die Geschichte drum herum war mir neu und ich fieberte der Auflösung regelrecht entgegen. Mir war sehr schnell bewusst, dass Tanja Schierding keine Autorin ist, die ihre Protagonisten mit Samthanschuhen anfasst. Und obwohl ich dadurch das Ende ahnte, wusste ich nicht, in welchem Ausmaße. Nach den Sexszenen traute ich ihr, im positiven Sinne, sehr viel zu. Enttäuscht wurde ich bei Weitem nicht. Die letzten hundert Seiten waren Spannung pur. Am Anfang des Buches fande ich hin und wieder, dass Szenen zu einfach gelöst wurden, doch schnell merkte ich, dass diese einfachen Auflösungen auch immer Folgen mit sich brachten, bis ich irgendwann selbst nicht mehr wusste, wie genau denn alles noch lösbar sein soll. Für mich gab es ein großteils zufriedenstellendes Ende.

Charaktere

Die ganze Welt dreht sich in diesem Buch um Lydia. Lydia ist die favorisierte Sub und das mit viel Abstand. Außerdem verdrehte sie dem Mechaniker den Kopf und obwohl ich keine Dreierbeziehungen mag, war ich doch neugierig drauf in diesem Buch. Durch die sexuelle Grundstimmung hatte ich nicht sofort das Gefühl, dass sich Lydia hier für einen von beiden entscheiden müsste. Dennoch merkte man deutlich, wem sie sich hingezogen fühlte.
Corben, besagter Mechaniker, ist mit der Welt der Steam Master überhaupt nicht vertraut und erst Recht kaum willig, dass zu werden. Für ihn ist es einfach nichts und das zog sich durch das ganze Buch. Ja, er hatte fast Welpenschutz bei mir, weil er so unbeholfen war und wie ein Hund immer hiner Lydia herrann. So stelle ich mir persönlich keinen Traummann vor.
Das war Randall, Lydias Master, natürlich auch nicht. Zwischen den beiden herschte eine tiefe Verbunden- und Ergebenheit. Doch Randall wusste, was er wollte. Er verfolgte Ziele und Pläne und schien sein Leben einfach an sich und nicht an anderen auszurichten. Das machte ihn sympathisch. Trotz seiner fokussierten Art merkte man stetig, dass Lydia Randall sehr wichtig ist.
Schreibstil & Sichtweise

Der Schreibstil gefiel mir sehr gut. Er zog mich förmlich durch das Buch. Sehr angenehm, einfach und flüssig ließ es sich lesen.
Über Sexbezeichnungen in Büchern, werden sich die Geister wohl immer streiten. Hier kann ich sagen, dass einige Begriffe für mich selbst eher abturnend, als anheizend waren. Wenn es um Spannung ging, konnte ich mich jedoch komplett hingeben.
Geschrieben wurde das Buch aus Lydias und Corbens Sicht in der dritten Person.

Cover & Titel

Vom Cover könnte ich nicht begeisterter sein. Relativ schlicht, verbirgt es doch unzählige Details, die während des Lesens ans Licht kommen. Alleine alles oberflächlich zu sehen, war ein Augenschmaus für mich. Doch jetzt, mit all den tieferen Bedeutungen, ist es ein wahres Kunstwerk.
Der Titel ist schlicht und spricht für sich, wenn man eine gewisse Seitenzahl erreicht hat. Eine gute Wahl.

Zitat 

„Grenzen zu überwinden war etwas Großartiges. Es erforderte Mut, Hörte und Disziplin.“ – Seite 199

Fazit

Grundsätzlich würde ich dieses Buch empfehlen. Einer toller Schreibstil und eine packende Geschichte, mit mitreißendem Ende. Wer in der BDSM-Welt verkehrt, dem könnte alls zu wenig Beschreibung sein. Wer sich dafür interessiert, dem bietet es schöne Einblicke. Die Story an sich ist spannend und der Schreibstil packend.