Rezension

Für den kleinen Horror zwischendurch

LEGENDEN 1 - Dana Müller

LEGENDEN 1
von Dana Müller

Bewertet mit 4 Sternen

Justin glaubt nicht an Übernatürliches. Daher ist führ ihn klar, dass er das Fahrstuhlritual macht, als es bei seinen Freunden zur Sprache kommt. Doch schon während er von einem Stockwerk ins nächste rauscht, bekommt er ein mulmiges Gefühl. Wird er vom Bösen verfolgt?

"Das Fahrstuhlritual" ist Teil der Legenden-Reihe von Dana Müller, die sich mit schaurigen, modernen Sagen aus der Gegenwart auseinandersetzt. 

Beim Fahrstuhlritual an sich, fährt man mit dem Lift in einer bestimmten Reihenfolge verschiedene Stockwerke ab. Angeblich steigt eine Frau hinzu, die man weder ansehen noch sich mit ihr unterhalten darf, weil sonst Grauenhaftes geschieht.

Justin und seine Freunde erfahren von diesem Ritual und probieren es aus. Es folgt ein unheimlicher Horror-Trip, der sie im wahrsten Sinne des Wortes von ihren Füßen hebt.

Die Figuren sind großteils Jugendliche aus mehrstöckigen Wohnhäusern in Deutschland. Es gibt den smarten Justin, der grundsätzlich über den Dingen steht, den hirnamputierten Brutalo, der mit Drogen dealt, Justins besten Freund, der gleichzeitig Stammkunde des Dealers ist, und das Mädchen in der Runde, das eigentlich aus besseren Kreisen stammt.

Dana Müller beschreibt ein lebendiges Bild vom Alltag dieser Jugendlichen. Sie zeigt, wie sie eher am unteren sozialen Rand angesiedelt sind, ihre Freizeit außerhalb der beengten Wohnräume verbringen und sich gegenseitig zu Drogenkonsum sowie risikoreichen Aktionen anstacheln.

So kommt es, dass Justin in diesem Fahrstuhl landet, und dabei den Albtraum seines Lebens beginnt. 

Dieser Augenblick im Fahrstuhl war für mich der Höhepunkt der Story. Zwar gibt es auch andere Schockmomente, doch ich mag es besonders gern, wenn der Horror die Nerven kitzelt und nicht mit dem Hammer direkt vor einem steht. 

Die Handlung fand ich insgesamt spannend und anständig umgesetzt. Das Prinzip ist grundsätzlich nicht neu, und spielt mit dem Knock-out-System und dem Horror-Moment. Mir sind die Jugendlichen ein bisschen zu viel hin- und hergepilgert, während sie nach einer Lösung für ihr Problem suchen. Von der Stimmung her entspricht "Das Fahrstuhlritual" auf jeden Fall japanischen Horror-Schockern, was für eine Kurzgeschichte bemerkenswert ist.

Gestört hat mich der jugendliche Slang, der sogar für manche Figuren unverständlich war. Ich habe mir den Ausdruck mit der Banane gemerkt, der meint, dass man sich beeilen soll. Obwohl damit wohl Authentizität geschaffen wird, hat diese Wortwahl von Zeit zu Zeit doch den Lesefluss gebremst. Dennoch muss ich den Hut vor der Autorin ziehen, weil diese Jugendsprache sicherlich nicht leicht einzusetzen ist.

Meiner Meinung nach ist „Das Fahrstuhlritual“ für eine Kurzgeschichte bemerkenswert stimmungsvoll und mit gruselmäßigen Horror-Elementen spannend umgesetzt. Für den kleinen Horror zwischendurch ist es durchaus empfehlenswert.

Bisher erschienen:
Legenden 1. Das Fahrstuhlritual
Legenden 2. Die verfluchte Puppe
Legenden 3. Wachul, der Alte
Legenden 4. Der Werwolf
Legenden 5. Das Bloody Mary Ritual