Rezension

Für die Gefühlswelt fast zu viel

Sommer der Wahrheit - Nele Neuhaus

Sommer der Wahrheit
von Nele Neuhaus

Bewertet mit 4 Sternen

Erschütternd und bedrückend. Die Erlebnisse der Protagonistin haben mich ganz schön mitgenommen. Toller Erzählstil!

Im Nebraska der 90er-Jahre lebt Sheridan Grant mit ihrer Familie auf einer Farm. Dort hat sie es nicht leicht, denn ihre Adoptivmutter lässt kein gutes Haar an ihr. Haltlos lässt sie sich auf verschiedene Männer ein und stolpert durch ihr Leben. Bis eines Tages in einer Halloween-Nacht entscheidende Weichen gestellt werden.

Durch das ansprechende Cover bin ich auf diesen Roman aufmerksam geworden. Ich habe erst später bemerkt, dass er aus der Feder von Nele Neuhaus stammt. Und das hat mich dann erst recht neugierig gemacht.

Es hat sich auf jeden Fall gelohnt diesen ersten Teil der Sheridan-Grant-Reihe zu lesen, die Autorin schreibt wunderbar, ließ mit Leichtigkeit Bilder in meiner Fantasie entstehen. Obwohl diese Bilder nicht gerade oft vor Harmonie strotzten, denn der Lebensweg der Protagonistin war ganz schön steinig und hat mich emotional ziemlich mitgenommen. Nele Neuhaus konnte die nie enden wollenden Erniedrigungen Sheridans und deren Haltlosigkeit in dieser verstaubten Familie wahnsinnig gut transportieren. Vor allem ihre ersten Erfahrungen in Sachen Sexualität fand ich etwas verstörend, man beachte das Alter. Trotz allem wurde Sheridan mit all ihren Facetten dargestellt, schonungslos. Es hatte etwas kraftvolles, diese Naivität, Traurigkeit, Scheu, und noch so viel mehr – fokussiert auf dieses Mädchen.

„Der Sommer der Wahrheit“ ist herausfordernd, aber toll geschrieben. Auf jeden Fall darf man nicht den Fehler machen, dieses Buch mit einem Krimi der Autorin zu vergleichen. Ein eindrucksvoller Auftakt einer Roman-Trilogie.