Rezension

Für ein kleines Mädchen namens Faith

Mein Versprechen - Roy Gerber

Mein Versprechen
von Roy Gerber

Bewertet mit 4.5 Sternen

Roy Gerber hat einen besonderen Hund. Gemeinsam mit diesem einfühlsamen Therapie-Hund, Ziba, begleitet er einmal ein Ferienlager für missbrauchte Kinder in den Vereinigten Staaten. Die Kinder fassen schnell Vertrauen zu Ziba. Sie können ihm ihr Herz ausschütten, oder ihn einfach nur streicheln. Roy ist erschütternd, als er von den Schicksalen von einigen der Kinder erfährt. Am Ende des Ferienlagers nimmt die kleine Faith ihre rote Feder aus den Haaren und steckt sie an Zibas Halsband. Dabei bittet sie Roy, „Versprich mir, dass du dich zusammen mit Ziba um Kinder wie mich kümmerst.“ In Tränen aufgelöst, gibt er ihr gerne dieses Versprechen. Das passt zwar nicht zu seinem derzeitigen Lebensentwurf, aber ein Prozess der Veränderung ist schon in Gang. 

Als Kind hatte er sich mit Leistung um die Anerkennung seines Vaters bemüht. Das setzt er im Beruf fort. Der Schweizer nutzt eine günstige Gelegenheit, um in die Vereinigte Staaten zu ziehen. Dort führt er ein Leben auf der Überholspur. Er investiert viel Zeit und Kraft im Aufbau von drei erfolgreichen Firmen. Er hat alles, was Geld kaufen kann. Er verkehrt mit Millionären, Schauspielern und anderen Prominenten. 

Glücklich ist er trotzdem nicht. Roy möchte nicht mehr eine Rolle spielen, er sucht seine wirkliche Identität. Er macht zaghafte Schritte im Glauben, und ihm gefällt seine neue, ehrenamtliche Aufgabe bei Therapiehund-Einsätzen. Später studiert er Theologie und weitet seine Dienste für Benachteiligte aus. So schwer es ihm fällt, lernt er mit wenig Geld auszukommen. Es geschieht nicht über Nacht, aber sein Leben verändert sich völlig.

Jahre später hat er den Eindruck er soll zurück in die Schweiz. Dort richtet er, unter anderem, eine Notrufnummer für missbrauchte Kinder ein, denn er hat sein Versprechen an Faith nicht vergessen. Die rote Feder begleitet ihn noch immer.

Dieses umfangreiche Buch schildert das Leben von Roy Gerber. Der letzte Teil ist weniger Biographie, sondern eher eine Auseinandersetzung mit dem Thema sexueller Missbrauch. Die kurzen Einblicke in die Geschichten von einigen Opfern sind bewegend. Und immer wieder wird die hohe Zahl der missbrauchten Kinder genannt. 

Roy Gerber lässt den Leser in diesem Buch in sein Leben blicken. Die Beziehung zu Gott, die sein Leben so stark verändert hat, ist für ihn inzwischen das Wichtigste. Er spricht gern und viel mit seinem himmlischen Vater. Er erlebt auch Gottes Eingreifen, zum Beispiel bei einer wunderbaren Chili-Vermehrung. Der Leser profitiert von den Lebensweisheiten des Autors. Geistlicher Wachstum ist ihm ein wichtiges Anliegen, denn wer anderen helfen will, muss erst selbst gesundwerden. Roy ist überzeugt, wenn Gott jemanden wie ihn verändern kann, dann kann er jeden gebrauchen. Und wir Christen sind zum Helfen aufgerufen. Wir sollen die Hände und Füße von Jesus sein.

Die Sprache dieses Buchs ist einfach und leger. Fast freundschaftlich erzählt der Autor offen aus seinem Leben. Auch über falsche Wege und Fehlentscheidungen berichtet er. Stellenweise könnte das Erzählte gekürzt werden, denn einiges wird wiederholt. Das sind vermutlich die Sachen, die dem Autor besonders am Herzen liegen. Manchmal fehlen Übergänge. Trotz dieser kleinen Mängel lohnt es sich dieses Buch zu lesen. Es ist ermutigend zu sehen, wie Gott das Leben dieses reichen Unternehmers verändert hat. Der Leser spürt, nicht das Anhäufen von Besitz führt zu einem erfüllten Leben, sondern der Dienst am Mitmenschen.

Fazit: Eine sehr empfehlenswerte Autobiographie, die eine Lebenswende beschreibt und das Problem des sexuellen Missbrauchs beleuchtet.