Rezension

Für einen Krimi viel zu ruhig

Lago Mortale - Giulia Conti

Lago Mortale
von Giulia Conti

Bewertet mit 3 Sternen

★★★★★

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Es ist August, es ist brütend heiß, die Hornissen brummen und Simon Strasser, ehemaliger Polizeireporter, möchte sich nur abkühlen im Lago d’Orta. Dabei entdeckt er eine herrenlose Yacht, darauf eine Leiche. Seine Neugier treibt ihn dazu, auf eigene Faust zu ermitteln …

 

Leider kommt mir persönlich zu sehr der Stil einer Journalistin und Reisebuchautorin durch. Man erkennt das tatsächlich deutlich an den überaus detailreichen und ausführlichen Beschreibungen. So wird die reizvolle Landschaft – aber auch viele Speisen und andere Details – sehr genau beschrieben, aber dadurch schaltet mein Kopfkino einfach ab und ich verliere die Konzentration. Das lullt mich ein und macht mich müde. Das ist schade, denn so läuft ein für mich zu großer Teil ins Leere und es kommt keine rechte Spannung auf.

 

Einige der Szenen sind für mich auch etwas sehr unlogisch. So ist es schon mal sehr bemerkenswert, dass Simon immer wieder die Grenze der Legalität überschreitet, dabei aber nie in die Bredouille gerät. Seine Schlüsse sind immer total cool. Da er selbst sehr ruhig und gelassen, fast wie ein Langweiler erscheint, beißt sich das für mich doch öfter mal.

 

Die Figuren sind wunderbar unterschiedlich, doch konnte ich zu keiner eine enge Bindung aufbauen. Alle sind sie bis zuletzt einfach Passanten für mich geblieben, die ich zufällig beobachte, während ich gemütlich im Café sitze, die Sonne Italiens genieße und den lieben Gott einen guten Mann sein lasse. Will sagen: Mir ist das alles zu unaufgeregt und relaxed gewesen für einen Krimi.

 

Das zentrale Thema (ich möchte nicht spoilern, deshalb benenne ich es nicht) ist zwar recht aktuell, aber mir kam es hier so gewollt und gestelzt, so extrem pauschalisiert und klischeehaft vor. Nun ist dieses Buch der Auftakt einer neuen Reihe und ich bin nicht wirklich davon überzeugt, dass ich die Abenteuer des Deutsch-Italieners Simon Strasser und seiner quasi-Tochter weiter verfolgen möchte. Geschah auf weite Strecken sehr wenig, wurde alles am Ende für meinen Geschmack zu fix aufgelöst und Nicolas Gesinnungswandel erstaunt mich ebenfalls.

 

Insgesamt war dieser Krimi für mich eine unaufgeregte Lektüre, von der nicht viel nachhallt. So kann ich leider nur drei Sterne geben.

 

Frank Stöckle hat es absolut gut eingelesen, konnte das Ruder dennoch nicht herumreißen. Ich habe ihm sehr gerne zugehört und empfand auch seine Art, die einzelnen Charaktere darzustellen, als sehr angenehm und absolut gelungen. An ihm liegt es also nicht!

 

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