Rezension

Für Europa

Das Vermächtnis der Spione - John Le Carré

Das Vermächtnis der Spione
von John Le Carré

Bewertet mit 4 Sternen

Zwei Agenten Alec Leamas und Liz Gold sind an der Berliner Mauer gestorben. Das ist lange Jahre her. Heute verlangen die Kinder der Verstorbenen, dass der britische Staat Rechenschaft ablegt. Ist der Geheimdienst Schuld am Tod seiner beiden Mitarbeiter? Dazu wird der ehemalige Agent Peter Guillam aus Frankreich zurück nach London beordert. Es laufe eine Untersuchung gegen ihn, dabei seien eigentlich verschwundene Dokumente aufgetaucht, die tatsächlich für die Darstellung der Nachkommen sprechen könnten. Guillam soll nun verifizieren, was damals wirklich geschah und ob etwas vertuscht wurde.

 

Als Abschluss zu den Romanen um George Smiley „Der Spion, der aus der Kälte kam“ und „Dame, König, As, Spion“ bietet dieses Buch eine ungewöhnliche Ausgangssituation. Das eigentliche Geschehen ist lange vergangen. Und in der heutigen Zeit verlangen die Kinder der ehemaligen Agenten eine Antwort auf die Frage, was damals mit ihren Eltern geschah. Dazu versuchen die heutigen Mitarbeiter des Dienstes zu rekonstruieren, was geschehen ist. Gleichzeitig versuchen sie einen Weg zu finden, die Forderungen irgendwie zu bedienen und gleichzeitig zu vertuschen, was nicht herauskommen soll. Und wie so häufig, soll auch gleich nach einem Sündenbock gesucht werden. Eine Rolle, die Peter Guillam nicht gerne einnehmen möchte.

 

Etwas unklar bleibt, ob es nicht besser wäre, wenn man die anderen beiden Bücher kennen würde, die zu dem Handlungskomplex gehören. Zwar wird einiges erläutert, aber irgendwie bleibt doch ein Gefühl, dass das Wissen lückenhaft sein könnte. Nichtsdestotrotz ist die ungewöhnlich komponierte Handlung spannend, das Verhalten der Agenten durchtrieben und hinterhältig. Einem geheimen größeren Plan scheint gefolgt zu werden. Man versinkt in Aussagen, Protokollen und Gedanken des ehemaligen Agenten. Gelingt es, die Kinder der verstorbenen Spione, ruhig zu stellen? Gefesselt verfolgt man die perfiden Ränkespiele der neuen Agentengeneration, die der alten Generation in nichts nachsteht. Allerdings bleibt schließlich doch einiges in der Schwebe. Gerade dieser Eindruck bringt die Frage nach den Vorbänden auf, die man vielleicht doch lesen sollte. Schön jedoch das Plädoyer des Autors für Europa, dem man nur aus ganzem Herzen zustimmen kann.