Rezension

Für Fans von '1984'

Kallocain - Karin Boye

Kallocain
von Karin Boye

Bewertet mit 5 Sternen

Nachdem ich schon "1984" von George Orwell zu meinen absoluten Lieblingsbüchern zähle, konnte auch "Kallocain " nicht an mir vorbei. Und es ist großartig!
Anfangs hatte "Kallocain" einige Parallelen zu "1984" wie z.B. der Staat, der überwacht. Bei Orwell ist es das Auge, in "Kallocain" ist es das Polizeiauge . Auch im Schlafzimmer muss man damit rechnen beobachtet und belauscht zu werden.

Leo Kall ist in Kallocain der Protagonist, der sein Leben im Buchformat erzählt. Er ist Chemiker in einem Labor und lebt mit seiner Frau und drei Kindern zusammen. Das Leben spielt sich unter der Erde ab. Der achtjährige Sohn ist zu Beginn der Handlung zu Besuch. Ab sieben Jahren werden die Kinder in dem Weltstaat in einen anderen Ort zur Militärausbildung geschickt. An Anfang ist Leo sehr positiv gestimmt . Eine glückliche Famile in einem Überwachungsstaat, aber im Laufe der Handlung bröckelt die Fassade und Leo merkt dass nicht nur er mit sich zu kämpfen hat sondern auch seine Frau.  Kall merkt, dass er anders denkt, als er sollte und das hasst er, aber er kann seine Gedanken und Neugier zu einer anderen Welt außerhalb seiner eigenen nicht stoppen. Und dann macht er die Erfindung für den Staat schlechthin. Kallocain. Eine Spritze davon und die Wahrheit sprudelt aus den Menschen heraus.  Diese Mixtur kann zukünftige Befragungen ob gerecht oder nicht schneller vorantreiben und beenden. Doch was ist die Wahrheit? Leo ist verwirrt. Sein Zustand wird an einer Stelle sogar als fiebrig beschrieben. 

Wie hat mir Kallocain gefallen? Sehr gut sogar. Wichtig zu erwähnen ist hierbei auch die Biografie der Autorin Karin Boye, die zu ihren Lebzeiten selbst mit ihren eigenen Dämonen zu kämpfen hatte und wohl auch mit einen rießigen Gefühlswiirwar wie Leo Kalk zu leben hatte. 

Anhand des Covers kann man nicht alleine sagen, worum es in dem Roman geht. Der Klappentext hilft nur bedingt, es ist aber  offensichtlich, dass es dich hierbei um eine Dystopie handelt. Totalitarismus, Überwachung und Distanz zu anderen stehen hier im Vordergrund. Interessant ist das er acht Jahre vor Orwells 1984 verfasst worden ist und versteckte Kritik an der damaligen Lage enthält. Ein sehr zum Denken anregender Roman!