Rezension

Für jene, die Blut und Brutalität in einem Thriller der Psychologie vorziehen

Du wirst sein nächstes Opfer sein - Donn Cortez

Du wirst sein nächstes Opfer sein
von Donn Cortez

Bewertet mit 3 Sternen

Spannender Start ins Buch, flacht dann leider etwas ab und endet relativ vorhersehbar. Zu wenig subtile Psychologie, dafür blutig und brutal.

Das Buch:

Es handelt sich hierbei um den 2. Teil um den so genannten Closer – Jack Slater. Ich habe diesen Teil ohne Kenntnis des ersten Teils gelesen und bin gut damit zurecht gekommen. Natürlich kann es durchaus von Interesse sein zu wissen, was genau Jack im ersten Teil wiederfahren ist um seine Verhaltensweisen besser zu verstehen. Notwendig zum Verständnis des vorliegenden Buches ist es aber nicht.

Das Buch ist in 3 Teile unterteilt und ich empfand es wie die Annäherung, das Zusammenspiel und das Finale, welches zwischen den Gegnern ausgefochten wird.

Worum geht’s?

Jack ist Serienkiller – aber einer von den Guten. Sein Grundsatz bei dem, was er tut, ist es, den Opfern anderer Serienkiller Antworten zu liefern. Um an die dafür notwendigen Informationen zu gelangen, ist ihm jedes Mittel recht – solange es zum Erfolg führt. Um die Serienkiller zu finden, hat er eine Internetplattform übernommen, die sich „Das Rudel“ nennt und eine Sammelstelle für eben diese Serienkiller ist. Sein Ziel ist es, einen nach dem anderen zu eliminieren. Und dann kommt Remote auf den Plan – ebenfalls Serienkiller, ebenfalls der Überzeugung, dass er der Welt einen Gefallen tut – und bietet Jack eine Partnerschaft an. Der Beginn einer Zusammenarbeit zwischen zwei Serienkillern läuft allerdings etwas anders als man es gewohnt ist…

Die Charaktere:

Hauptakteure sind Jack – der Closer – und Remote, beide Meister ihres Faches. Während Jack auch mithilfe von Folter nach Antworten sucht um diese den Opfern liefern zu können, macht sich Remote andere Menschen zu Nutze. Diese setzt er auf seine eigentlichen Opfer an. Beide Männer haben also völlig unterschiedliche Vorgehensweisen und sind sich dennoch gar nicht so unähnlich. Allerdings ist Remote derjenige, der sich die Hände so gar nicht schmutzig machen will, während Jack seine Opfer – die allesamt selbst Killer sind – selbst foltert. Remote wirkt auf mich so, als hätte er sich selbst zum Gott erhoben, der auf seinem gepolsterten Turm sitzt. Darüber hinaus hatte ich von ihm das Bild eines Milchgesichts vor Augen, während Jack für mich ein gestandener Mann mit Narben von der Arbeit ist.

Beide Charaktere haben nicht unbedingt meine Sympathie erreicht. Überhaupt kann ich sagen, dass für keine der Figuren mein Herz wirklich geschlagen hätte. Das mag unter Umständen daran liegen, dass sich keine von ihnen wirklich sympathisch verhalten hätte. Beide Charaktere erscheinen klug, psychologisch bewandert, aber dennoch sind sie einfach brutal und wenig subtil.

Selbst Nikki – Jacks Partnerin – konnte mein Herz nicht erreichen, obwohl sie als Frau in diesem Bund ja doch eine eher ungewöhnliche Besetzung ist. Ich glaube, auch hier liegt es daran, dass sie im Grunde nur brutal ist. Tanner – Remotes Soldat – ist ein Widerling durch und durch. Ihn mochte ich am wenigsten und als er am Ende dann auch noch wimmernd tut, was Jack will, hat er auch noch seine Würde verloren.

Schreibstil:

Im ersten Teil des Buches war ich vom Tempo der Geschichte überrascht. Es geht Schlag auf Schlag. Der Wechsel zwischen den Perspektiven – einmal aus Jacks Sicht, dann aus Remotes Sicht – die gewollten Verwirrungen durch Dinge, die nicht ausgesprochen werden und erst später zur Auflösung kommen, sind beeindruckend. Und so hielt mich der Autor zunächst in der Geschichte gefangen.

Die Perspektivwechsel behält Cortez bis zum Ende seiner Geschichte bei, sodass das Tempo rasant bleibt. Allerdings zieht sich für meinen Geschmack der zweite Teil ziemlich in die Länge. Dies mag dem Umstand geschuldet sein, dass zwei wirklich kluge Männer aufeinander stoßen und es um Leben und Tod geht. Dennoch hatte ich hin und wieder das Gefühl, dass man diesen Teil durchaus hätte abkürzen können.

Der letzte Teil ist dann recht wirr. Mir war die Verhaltensweise der Figuren nicht immer klar. Zwar kommt es am Ende zu einer Auflösung, warum es ausschließlich zu diesem Ausgang kommen musste, aber dieses Mitfiebern, was einem Thriller einen gewissen Reiz gibt, ergab sich für mich nicht wirklich. Das ist schade, denn so war ich lediglich Beobachter und fühlte mich nie wirklich mitten in der Geschichte.

Ansonsten lässt sich die Geschichte aber leicht lesen. Durch die vielen Dialoge bleibt sie bis zum Ende lebendig. Ein bisschen schade ist es, dass man sich zwar ziemlich genau vorstellen kann, wie Remotes Haus von innen aussieht, von der wundervollen kanadischen Landschaft erfährt man jedoch eher weniger. Das Hauptaugenmerk des Autors scheint in der Tat auf dem sehr körperlichen, recht blutigen und brutalen Kampf der beiden Serienkiller zu liegen. Der psychologische Aspekt, der dem Ganzen eigentlich zu Grunde liegt, kommt m.M. nach aber zu kurz – mir fehlte das Subtile.

Fazit:

Der Auftakt ins Buch verspricht vieles… das das Buch dann jedoch nicht halten kann. Mir fehlte es an wenigstens einem sympathischen Charakter und psychologischer Feinarbeit. Wer jedoch Blut und Brutalität in einem Thriller mag, wird hier nicht enttäuscht. Von mir gibt es allerdings nur 3 Sterne, weil ich die feinen Züge lieber mag.