Rezension

Für Meermädchen

Dein fremdes Herz - Kati Seck

Dein fremdes Herz
von Kati Seck

Bewertet mit 4 Sternen

'Meermädchen' - so nannte Nelas Vater seine Tochter, mit der er vor allem die Liebe für's Meer teilte. Doch das ist lange her - Nelas Vater verließ die Familie in einer schwierigen Zeit und seitdem hat sie auch die See nie wieder gesehen. 

Doch dann flattert ein Paket Briefe in Nelas Hände, das alles auf den Kopf stellt. Es ist von der späteren Frau ihres Vaters, der inzwischen verstorben ist und enthält die geheimnisvolle Bitte, ans Meer zu reisen und einen bestimmten Mann zu finden, der gleichsam Nelas Wunden heilen könnte, wie er selbst geheilt werden muss.
Wie auch in 'Die Stille zwischen Himmel und Meer' von derselben Autorin, enthüllt das Buch nur nach und nach alle Geheimnisse der Vergangenheit und hält damit traurige wie emotionale Erkenntnisse über die Protagonisten bereit. Kati Seck baut auch (wieder) ein schwieriges, aber umso realeres und wichtiges Thema ein, das den Roman durchzieht: Organspende. Sie gestaltet ihren Roman somit aktuell, informativ und spannend zugleich. 

Was aber vor allem eine Verbindung zum Vorgängerroman herstellt und für mich den Roman (bzw. beide Romane) in ganz besonderer Weise ausmacht, ist die Liebe zum Meer, die Kati Seck auf einzigartige Art und Weise einfängt und in Worte fasst. Die unvergleichliche Faszination, die die raue See auch, bzw. insbesondere in tristeren Tagen auf Meermenschen wie die Protagonistin, die Autorin und mich ausübt, habe ich noch nie so zutreffend beschrieben gelesen oder auch nur selbst in ähnlich eindringliche Worte gefasst wie hier. Das in wortgewandten Zitaten zu lesen, was mich selbst Jahr für Jahr aufs neue an denselben Urlaubsort zieht, bewirkt, unabhängig von der Geschichte, dass ich mich mit dem Buch auf einer speziellen Ebene verbunden fühle.

Die Story an sich ist - abgesehen von dem schon anfänglich erwähnten geschickt aufgebauten Spannungsboden - gut bis durchschnittlich. Sie ist an sich nicht überraschend, aber das, was man gerne liest und von einem Liebesroman erwartet. Ich hätte mir etwas gewünscht, dass die Autorin den Weg von Nela und Maximilian etwas abseits der typischen Pfade ausgestaltet und so mutig wie sie das unbequeme Thema Organspende einbaut, auch weniger klischeehaft das Zwischenmenschliche angegangen wäre. Deshalb ein Stern Abzug. 

Insgesamt dennoch eine absolute Leseempfehlung, insbesondere für Seebären und Meermädchen.