Rezension

Für mich definitiv ein Highlight - aber heftig!

The Sky in your Eyes -

The Sky in your Eyes
von Kira Mohn

Bewertet mit 5 Sternen

Triggerwarnung: Bodyshaming, sexuelle Belästigung, toxische Beziehungen und negative Gedankenspiralen!

 

Bevor ich zum eigentlichen Buch komme, möchte ich vorneweg schicken, dass es in diesem Buch um eine junge Frau geht, die über viele Jahre Bodyshaming erlebt hat -  und zwar ziemlich heftig. Das hat dafür gesorgt, dass sie negative Gedankenspiralen entwickelt hat, die sie immer wieder abspult. Wer selbst ähnliche Erfahrungen gemacht hat, sollte beim Lesen immer wieder Pausen einlegen, um da wieder rauszukommen, damit sich derjenige nicht selbst darin verliert - die Gefahr ist da, wenn man selbst dazu neigt oder geneigt hat. Es ging mir selbst so, deswegen die Warnung.

 

 

Elín ist gerade nach dem Ende ihrer toxischen und missbräuchlichen Beziehung zurück zu ihren Eltern gezogen, als sie, trotz anfänglicher Bedenken, einen Kochkurs besucht. Dort lernt sie Jón kennen, der ihre Nähe zu suchen scheint. Aber das kann nicht sein. Jón sieht so gut aus und ein Mann wie er, würde doch niemals Interesse an einer Frau wie ihr zeigen, an einer dicken Frau. Ihr Ex hat immer gesagt ... Elín versucht nicht mehr daran zu denken, was er gesagt hat, oder was andere gesagt haben, aber diese Stimme in ihrem Kopf, sagt die gleichen Sachen und da ist es verdammt schwer, nicht hinzuhören. Auch im Job läuft es nicht mehr so gut, seit der Sohn ihres Chefs die Kanzlei übernommen hat. Plötzlich verliert Elín den Boden unter den Füßen.

 

 

In diesem Buch werden teilweise sehr, sehr heftige Themen behandelt und (leider) so „gut“, oder vielleicht eher realistisch dargestellt, dass man da wirklich auf die Triggerwarnung achten sollte.

 

Elín hat mehr als ein Jahr in einer sehr toxischen Beziehung gelebt und das hat deutliche Narben hinterlassen. Aber schon davor musste sie viel einstecken, eigentlich schon immer. Das Problem ist nur, dass sie diese Stimme nicht los wird, die all diese Dinge und diese negativen Gedanken über sich selbst und ihren Körper immer wieder wiederholt. 

Hier muss ich kurz einhaken: Wer dieses Gedanken-Karussell nicht kennt, wird vielleicht denken, Elín sei „zu dramatisch“ oder „zu negativ“. Ich kann euch aber aus Erfahrung versichern, dass es genau so ist. Ich bin auch dick und ich kenne die Sprüche, die bei Elín „falsch“ ankommen, selbst wenn sie in der Situation eventuell nicht so gemeint waren. Ich kenne die Vorurteile, die (ab-)wertenden Blicke. Ich kenne das Flüstern, das man auch dann hört, wenn es gar nicht da ist. Die Vorwürfe, man sei dick, weil man zu viel isst, weil man faul sei oder zu dumm sich vernünftig zu ernähren. Die Angst in der Öffentlichkeit zu essen, die Panik, dass vielleicht irgendwo eine Speckrolle zu sehen sein könnte, dass man sich lächerlich macht, wenn man meint, ein Mann zeige Interesse. Ich kenne all das. Und deswegen verstehe ich Elín und ihre Gedanken und Ängste so gut.

Ich möchte Kira Mohn dafür ein riesiges Lob aussprechen, weil sie deutlich gemacht hat, dass es nicht nur in Elíns Kopf ist und dass es auch nicht so sein muss. Ich hoffe, dass dieses Buch auch bei Nicht-Betroffenen dafür sorgt, dass man über Sprache nachdenkt, über die Dinge, die man vielleicht einfach so dahinsagt, die aber anders ankommen können.

 

Über Jón erfährt man deutlich weniger, weil das ganze Buch aus Elíns Sicht geschrieben ist und man darf auch gar nicht mehr über ihn erfahren, sonst würde das Buch so auch nicht funktionieren. Warum verrate ich euch nicht, ich will ja nicht spoilern.

 

Es gäbe noch so viel mehr zu sagen, aber ich möchte nicht die komplette Handlung analysieren und wiedergeben. Nur so viel: Danke für dieses Buch!

 

 

Fazit: Für mich war dieses Buch ein Highlight des Jahres. Nicht nur, weil es darin um eine dicke Protagonistin geht, die nicht bloß fünf Kilo zu viel hat, sondern eine, die wirklich deutliches Übergewicht hat und entsprechend auch negative Erfahrungen gemacht hat. Dieses Buch ist ein Augen-Öffner, denn es geht darin um heftige Themen und eine Message, die jede Frau (und jeder Mann) verinnerlichen sollte: Es ist nicht in deinem Kopf!

Was es genau damit auf sich hat, kann ich nicht ausführlich darlegen, sonst müsste ich spoilern, aber ich finde jeder und jede kann viel aus diesem Buch mitnehmen. Allerdings möchte ich euch bitten, die Triggerwarnung ernst zu nehmen. Mich hat das Buch teilweise kalt erwischt und ich habe sehr viel geweint, weil es bei mir einiges wieder hochgebracht hat. 

 

Aber nicht nur die Message selbst hat mir gefallen. Die Protagonisten waren mir total sympathisch und die Handlung fand ich super! Nicht, dass das am Ende zu kurz kommt.

 

Ich finde dieses Buch unglaublich wichtig. Von mir bekommt es ganz klar 5 Sterne.