Rezension

Für mich der beste Jugendthriller überhaupt

Erebos, Limited Edition - Ursula Poznanski

Erebos, Limited Edition
von Ursula Poznanski

Bewertet mit 5 Sternen

An Nicks Schule geschehen seltsame Dinge: Schüler stecken sich heimlich CDs zu, aber niemand verrät, was es damit auf sich hat. Irgendwann wird auch Nick eine CD zugespielt. Er findet heraus, dass es sich um ein Computerspiel namens Erebos handelt. Erebos ist aber nicht irgendein Spiel – sondern ein durchgestyltes, perfekt durchdachtes und neuartig-aufregendes Fantasy-Rollenspiel. Dem hohen Suchtfaktor kann sich Nick nicht entziehen. Das ausgeklügelte System aus Bestrafung und Belohnung schlägt ihn völlig in seinen Bann. Denn die Kids müssen, um weiterzukommen, nicht nur Prüfungen innerhalb des Spiels erfüllen, sondern auch in der realen Welt. Und wer gegen die Regeln verstößt, oder seine Aufgaben nicht erfüllt, fliegt raus. Als die Aufgaben immer verstörender werden, wird Nick misstrauisch und versucht gemeinsam mit seiner Freundin Emily herauszufinden, was dahinter steckt.

„Erebos“ ist in meinen Augen ein perfektes Jugendbuch. Modern, intelligent, lehrreich und extrem spannend. Ein Cyberthriller, der - ohne aufdringlich pädagogisch daherzukommen - aufzeigt, wie leicht Menschen manipuliert werden und sich unheilvolle Gruppendynamiken bilden können.

Auch der Suchtfaktor von Online-Spielen wird deutlich, ebenso wie deren Spaßfaktor. So ist ein großer Teil der Handlung in der Welt von "Erebos" angesiedelt, in der die Schüler verschiedene Quests meistern müssen. Nick ist ein sympathischer Held, der keinesfalls fehlerfrei ist und sich anfangs völlig in dem Spiel verliert. Man kann sich dabei gut in ihn hineinversetzen. Die bildhafte Beschreibung der Fantasywelt und die vielen aufregenden Kämpfe, die Nick bestehen muss, sind für den Leser nämlich mindestens genauso spannend wie für Nick selbst.

Ursula Poznanski beschreibt das Spiel detailreich und verständlich. Das Unbehagen, das der Leser eigentlich von Beginn an verspürt, weiß sie gekonnt zu steigern. Alles beginnt relativ harmlos. Doch die Aufgaben, die Erebos seinen Spielern stellt, verlangen von Level zu Level mehr Skrupellosigkeit. In der zweiten Hälfte des Buches verlagert sich die Handlung dann fast vollständig in die "Realität", was sich genauso soghaft liest, aber trotz vieler beunruhigender Momente, quasi blutfrei verläuft.

Fazit: Mich hat "Erebos" vor knapp 10 Jahren begeistert und jetzt, beim zweiten Lesen, wieder. Ein intelligenter, durchweg spannender Cyberthriller, der längst nicht nur Jugendliche unterhält und in einem Atemzug mit „Die Welle“ von Morton Rhue genannt werden kann. Warum die Geschichte bisher nicht verfilmt wurde, ist mir ein Rätsel! Auf den zweiten Teil, in dem Ursula Poznanski sich mit technischen Weiterentwicklungen und Social-Media-Themen befasst – von Smartphone bis Instagram – bin ich wahnsinnig gespannt.