Rezension

Für mich ein eindrucksvolles Werk, das zum nachdenken anregt

Der Würfel - Bijan Moini

Der Würfel
von Bijan Moini

Bewertet mit 5 Sternen

Schon im Vorfeld hat mich “Der Würfel” ziemlich neugierig gemacht. Der Klappentext klang unheimlich interessant, aber auch beängstigend. Wodurch ich mehr darüber erfahren wollte.
Das Cover selbst hätte mich wohl eher nicht zum lesen animiert. Den roten Buchschnitt finde ich jedoch sehr schön und passend .
Am Anfang brauchte ich etwas um in die Geschichte hineinzufinden. Denn es ist doch sehr komplex in seinem Aufbau.
Zudem erschien mir Taso zunächst auch sehr unnahbar und wankelmütig. Was jedoch sehr gut zu seinem Wesen passt. Verzweifelt versucht sich Taso dem Würfel und damit dem System zu entziehen, was gar nicht mal so einfach ist.
Seine Alltagssituationen haben mir dabei geholfen seinen Handlungen zu verstehen und auch nachzuvollziehen. Aber erst als Dalia auftauchte, verstand ich ihn besser , er war greifbarer und ich konnte mich wirklich in ihn hineinversetzen.
Dalia ist eine Namische, bei uns bekannt als Amische. Mir hat ihr Charakter wirklich sehr gut gefallen. Ihre Impulsivität die sie an den Tag legt, hat mir enorm gut gefallen und mich einfach mitgerissen.
Im Laufe des Geschehen lernt man noch weitere Charaktere kennen, die jeder für sich sehr wichtig sind und sehr authentisch und greifbar für mich waren.

Die Handlung ist eher von ruhiger Natur, aber doch von unterschwelliger Spannung begleitet.
In einigen Situationen zeigt der Autor die Brisanz der Thematik auf sehr intensive Art und Weise auf. Das sind Momente, in denen man Ängste und pure Verzweiflung zu spüren bekommen.
Datenschutz ist ein hohes Gut.
Doch was wenn wir dessen beraubt werden?
Was ist mit Privatsphäre? Wie sehr verändert man sich durch den Algorithmus und das wichtigste, wie sehr bleibt man noch man selbst? Ist es erstrebenswert, vorgeschlagen zu bekommen , was das Richtige für uns wäre. Die Fragezeichen im Kopf stiegen immer mehr.
Ich mag es mir nicht vorstellen. Es ist beängstigend und schafft grauenvolle Zukunftsvisionen. Was aber gerade in der heutigen Zeit gar nicht mal so abwegig ist.
Doch nicht alle wollen sich dem Würfel unterwerfen. Was dies tatsächlich bedeutet bekommt man auf sehr deutliche Art und Weise zu spüren.
Demzufolge gibt es Offliner und Onliner.
Dadurch spalten sich die Alltagssituationen und Parteien. Ich empfand dies wirklich als sehr interessant. Taso ist ein sogenannter Offliner. Genauer gesagt ein Gaukler. Er wandelt zwischen beidem, was einen ziemlichen Drahtseilakt nach sich zieht und aufgrund seiner Perspektive, bekommt man gerade seine täglichen Herausforderungen sehr gut mit.
Taso macht hier eine ziemliche Entwicklung durch, die mir wirklich gut gefallen hat.
Sein Weg ist ziemlich steinig. Von Hochgefühl bis Tiefpunkt bekommt man einfach alles zu spüren.
Bis Taso beschließt das einzig richtige zutun.
Doch was wird das nach sich ziehen?
Der Autor hat einen sehr einnehmenden und leicht verständlichen Schreibstil, wodurch man sehr gut im Geschehen vorankommt. Es wird nicht mit komplizierten Begriffen um sich geworfen, weshalb man sich auch gut im Geschehen zurechtfindet.
Die Thematik selbst fand ich total interessant.
Es hat mich gleichermaßen schockiert, wahnsinnig gemacht und fasziniert.
Langweilig wird es zu keinem Zeitpunkt. Denn die Entwicklung ist die ganze Zeit zu spüren und wird von Höhen und Tiefen begleitet.
Charaktere sowie Handlung haben mich gleichermaßen bewegt und in Atem gehalten.
Oft wusste ich wirklich nicht ob ich lachen, weinen oder gegen die Wand schlagen sollte.
Eine emotionale Achterbahnfahrt die mich komplett mit sich riss.

Der Autor erörtert die Thematik sehr detailreich und anschaulich und man hat die Möglichkeit es aus verschiedenen Ebenen zu betrachten.
Mir hat es Schauer über den Rücken rieseln lassen. Es war beängstigend, verstörend realistisch. Umso mehr hab ich mit den Charakteren mitgefiebert.
Die sich im Laufe des Geschehen doch immer mehr öffnen und aus sich herauskommen.
Die Entwicklungen sind nachvollziehbar gestaltet und aufgrund der brisanten Thematik, hängt man auch völlig am Geschehen fest.
Es war für mich nicht vorhersehbar was sich herauskristallisierte und verfügte die ganze Zeit über sehr viel Ausdruck. Besonders das letzte Drittel hat mich immens gefordert und keine Ruhe gelassen. Meine Nerven waren gespannt wie Drahtseile und ich war einfach nur hochkonzentriert. Das Ende hab ich definitiv so nicht erwartet und bin wirklich gespannt ob es eine Fortsetzung geben wird.
Für mich ein sehr interessantes Buch, wovon ich nicht erwartet hätte, dass es mich so mitreißen würde.
Ein Werk das definitiv zum nachdenken bringt und das ich jedem nur ans Herz legen kann.