Rezension

Für mich ein Highlight!

So finster, so kalt - Diana Menschig

So finster, so kalt
von Diana Menschig

Bewertet mit 5 Sternen

*Highlight*

Zum Inhalt

Klappentext: Als Merle Hänssler nach dem Tod ihrer Großmutter in deren einsam gelegenes Haus im Schwarzwald zurückkehrt, findet sie im Nachlass ein altes Dokument. Darin berichtet ein gewisser Johannes, der Ende des 16. Jahrhunderts im Haus lebte, über merkwürdige Geschehnisse rund um seine Schwester Margareta. Merle tut diese Geschichte zunächst als Aberglaube ab. Doch dann ereignen sich während ihres Aufenthaltes immer mehr unerklärliche Dinge: Kinder verschwinden, tauchen unversehrt auf und verschwinden wieder. Auch das alte Haus selbst scheint ein seltsames Eigenleben zu entwickeln. Langsam, aber sicher beginnt Merle sich zu fragen, ob an Johannes' Erzählung mehr dran ist, als sie wahrhaben wollte.

Merle Hänssler ist sehr betroffen, als sie vom Tod ihrer Großmutter erfährt. Viel zu lange hat sie sie in ihrem Häuschen im Schwarzwald nicht mehr besucht. Ihr Beruf als Fachanwältin für Wirtschaftsrecht lässt ihr kaum Zeit, das Leben zu genießen und ihr Freund Michael ist auch nicht das, wonach sie gesucht hat.
Bei der Beerdigung trifft sie auf ihren Jugendfreund Björn, der ihre Erinnerungen an die gemeinsame Kindheit weckt. Als sie sich mit den Dokumenten beschäftigt, die ihre Großmutter über Märchen gesammelt hat, gerät ihr ganzes Leben aus den Fugen. Die Vergangenheit scheint eng mit ihr verknüpft und das einsame Häuschen im Wald birgt ein Geheimnis, das sie immer tiefer in die Welt der Märchen und Mythen hineinzieht.

Meine Meinung

Ich bin total fasziniert von diesem Buch und es fällt mir schwer, dieses Gefühl, was mich durch die Seiten getragen hat, hier so kurz in Worte zu fassen.

Die Autorin hat mich mit ihrem anschaulichen, intensiven Schreibstil sofort in diese märchenhafte Welt entführen können. Es werden zwei Geschichten erzählt: Einmal von Merle, die sich nach dem Tod der Großmutter um den Nachlass und das einsame Häuschen im Schwarzwald kümmern muss und zum anderen von Johannes, der seine Lebensgeschichte im 16. Jahrhundert einem Mönch anvertraute. Beide scheinen nichts miteinander zu tun zu haben, umso faszinierender ist es zu verfolgen, wie sich ihre Schicksale mehr und mehr miteinander verweben.

Die Anwältin Merle Hänssler ist Anfang 40 und hat ihr Leben bisher einzig auf ihren beruflichen Erfolg ausgerichtet. Ihr Freund Michael ist nie wirklich für sie da und eigentlich funktioniert sie nur noch für die Arbeit. Der Tod ihrer Großmutter reißt sie aus ihrem Alltag und konfrontiert sie mit all den Erinnerungen, die sie erfolgreich all die Jahre verdrängt hat. Ihre Gefühle und auch die von den anderen Figuren werden sehr anschaulich beschrieben und ich konnte mich jederzeit in sie hineinversetzen. Merle taucht immer mehr in die Vergangenheit ein und entdeckt viele mysteriöse Zusammenhänge, die ihre Grenzen zwischen Traum und Realität immer mehr verwischen. Ihre Selbstzweifel machen es ihr fast unmöglich und auch ich als Leser wusste oft nicht, was ich glauben soll.

Man wird Seite um Seite immer tiefer in die geheimnisvolle Thematik hineingezogen. Die Grundlage des Märchens "Hänsel und Gretel" wird hier völlig neu definiert und perfekt mit den Geschehnissen in der Gegenwart verwoben. Die Szenen aus dem Märchen erinnern an die Kindheit, in der man mit großen Augen auf den Schauder wartet, während der Erzähler die Spannung immer weiter in die Höhe treibt. Die Autorin schafft es sehr gut, diese unheimliche, gruselige Stimmung zu wecken.
Die Informationen werden sehr geschickt aufeinander aufgebaut. Man hat das Gefühl, zunehmend die Zusammenhänge zu erkennen, ohne die Spannung zu schmälern oder der Lösung des Rätsels zu nahe zu kommen. Auch wirkt jedes Detail authentisch, als könnte diese Geschichte gerade so irgendwo passieren. Immer dichter verstrickt man sich in diese trügerischen Ereignisse, die die Handlung sehr subtil auf ein aufwühlendes Ende zusteuern.
Ich konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, so sehr war ich von der Handlung gefesselt - habs an einem Tag komplett durchgelesen! :)

Das Cover ist wunderschön gewählt und zeigt die Stimmung, in der ich mich während des Lesens verloren habe. Die Kapitelüberschriften sind auch sehr passend, ohne zuviel preiszugeben.

Fazit

Ein einzigartiges Zusammenspiel zwischen Märchen und Wirklichkeit. Mit ihren unheimlichen Elementen und subtilen Grauen konnte mich die Autorin faszinieren und immer tiefer in die verworrenen Gefühle eintauchen lassen. Ein sehr spannender, wunderschön dicht geschriebener Mysterie-Thriller.

© Aleshanee
Weltenwanderer