Rezension

Für mich ein Meisterwerk

Das Labyrinth erwacht - Rainer Wekwerth

Das Labyrinth erwacht
von Rainer Wekwerth

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt

Sieben Jugendliche, ausgesetzt in einem Labyrinth. Sie wissen nicht, wie sie heißen. Sie wissen nicht, wie sie in diese Welt gelangt sind. Jenna, Mary, Kathy, Jeb, Léon, Tian und Mischa haben nur 72 Stunden Zeit, um die Portale zu erreichen und die nächste Ebene des Labyrinths zu erreichen. Leider gibt es aber zwei Probleme.
1. Es gibt nur sechs Portale, ein Jugendlicher muss für immer zurückbleiben.
2. Sie sind nicht allein im Labyrinth, werden verfolgt, gejagt und mit ihren größten Ängsten konfrontiert.

Meinung

Die Bücher von Rainer Wekwerth haben mich schon lange neugierig gestimmt. Ich kannte seine bisherigen Werke nur vom Hörensagen (obwohl seine Damian-Reihe bereits in meinem Regal steht) und war gespannt, ob ich in die Lobeshymnen, die bereits zu ‘Das Labyrinth erwacht’ geschrieben wurden, einstimmen könnte.

Das Buch hat mich bereits ab der ersten Seite an fesseln können. Rainer Wekwerth verschwendet in seiner Geschichte keine Zeit und steigt sofort in die spannungsgeladene Handlung ein. Fortan kann sich der Leser mit den Jugendlichen auf eine halsbrecherische Reise begeben, die mir persönlich kaum Momente zum Verschnaufen gab.
Man könnte meine Gefühle für das Buch, gerade in Bezug auf die Handlung, als ‘Hass-Liebe’ bezeichnen. Ich habe in meinem Leben bisher noch nie ein Buch gelesen, dass mir Angst eingejagt oder mich gegruselt hat. Dabei habe ich schon einige gute (Erwachsenen-)Thriller gelesen, von denen ich weiß, dass mancher Leser aufgrund dieser Geschichten nicht einschlafen konnten. Mich haben solche Romane bisher eher kalt gelassen. Doch dann nehme ich das Buch von Rainer Wekwerth in die Hand, ein Buch, das eigentlich für junge Erwachsene empfohlen wird. Und was passiert? Die fesselnde und zum Teil sehr angsteinflößende Geschichte verfolgte mich bis in meine Träume.

Ein Grund dafür ist, dass ich wie die Jugendlichen im Buch darüber nachgedacht habe, wieso gerade sie in diesem Horrorlabyrinth erwacht sind und nun um ihr Leben kämpfen müssen. Genau wie Jenna, Jeb, Léon, Tian, Mischa, Mary und Kathy habe ich mich gefragt, welche Schreckensszenarien sie noch erwarten. Diese Gedanken haben mich nicht mehr losgelassen. Viel mehr waren es aber darüber hinaus die Gefahren, mit denen sich die Jugendlichen konfrontiert sehen. Denn neben den Witterungsverhältnissen, dem Hunger und dem Durst, der Verletzungsgefahr – denn bei Unfällen, die nicht sofort ärztlich behandelt werden, kann man schon einmal dem Tode nah sein – gibt es für die Jugendlichen noch so viele andere Dinge, vor denen sie sich fürchten müssen. Es sind Schreckensfiguren verschiedenster Art, die Rainer Wekwerth in seinem Buch zum Leben erweckt hat und so gewissenhaft beschreibt, dass es mir Seite um Seite kalt den Rücken herunterlief.

Ein nicht weniger fesselnder Aspekt des Buchs waren für mich die unterschiedlichen Figuren. Zugegeben, der Autor hat sich bei der Erschaffung einiger Klischees bedient. Denn in ‘Das Labyrinth’ erwacht gibt es den allseits beliebten Jungen, den Macho, den Sportlichen, den Mitläufer, das liebevolle Mädchen, die Schönheit und die Toughe.
Doch mir hat gerade so gut gefallen, dass die Jugendlichen sich nicht ähnelten wie ein Ei dem anderen. Gerade die verschiedenen Charaktere, Stärken und Schwächen waren dafür verantwortlich, dass die ein oder andere spannende Wendung in der Geschichte auftauchte. Genauso entstehen aus diesem Grund bei allen Figuren wunderbare Monologe, an denen der Leser teilhaben kann. Denn neben den bereits angesprochenen sichtbaren Horrorszenarien (Witterung, etc.) sind es in ‘Das Labyrinth erwacht’ die Jugendlichen selbst, die aufgrund ihrer Gedanken und Verhaltensweisen zu schocken vermögen. Können die Jugendlichen einander wirklich vertrauen? Kann man sich auf die anderen verlassen? Oder kämpft doch jeder um sein eigenes Überleben?

Der Schreibstil von Rainer Wekwerth beschränkt sich auf das Wesentliche. Das mag für manche Leser vielleicht ein Kritikpunkt sein, mir jedoch hat gerade die Nüchternheit, mit der Herr Wekwerth seine Geschichte erzählt, besonders gefallen. So rücken nämlich die menschlichen Abgründe der Jugendlichen in den Vordergrund, die spannungsgeladenen Momente gewinnen an Intensität. Gerade in diesem Zusammenhang mögen die sehr poetischen, zum Teil schon leicht kitschigen Passagen, die in emotionalen Momenten auftauchen, nicht recht zum eigentlich vorherrschenden Schreibstil passen.

Blick in die Zukunft

‘Das Labyrinth erwacht’ ist der erste Teil einer Trilogie. Band 2 wird den Namen ‘Das Labyrinth jagt dich’ tragen und im Juni 2013 erscheinen. Der letzte Teil erscheint im Juni 2014.

Fazit

Auch, wenn ich in ‘Das Labyrinth erwacht’ zwei Aspekte gefunden habe, die sicherlich nicht jedermanns Geschmack treffen werden, so ist Rainer Wekwerths Trilogieauftakt für mich ein Meisterwerk. Wie könnte ich DEM Buch, das mich zum ersten Mal in meinem Leben bis in meine Träume verfolgt hat, nicht mit der vollen Punktzahl bewerten? ‘Das Labyrinth erwacht’ hat mich zum Fürchten gebracht und hat mich aufgrund der menschlichen Abgründe, die Rainer Wekwerth durch die sieben Jugendlichen so fesselnd dargestellt hat, nicht mehr losgelassen. Von meiner Seite gibt es eine klare Leseempfehlung!