Rezension

Für mich eindeutig Kings bester Roman

Der Anschlag - Stephen King

Der Anschlag
von Stephen King

Bewertet mit 5 Sternen

Eine Zusammenfassung des Inhalts spare ich mir, vielmehr möchte ich beschreiben, warum „Der Anschlag“ nun zu meinen Lieblingsbüchern zählt: Das letzte Buch, welches ich von Stephen King gelesen habe, liegt schon ungefähr 15 Jahre zurück. Doch da ich Zeitreisegeschichten liebe, kam dieses sofort auf die Wunschliste. Noch dazu beschäftigt es sich mit dem Mythos (und dem Trauma) der amerikanischen Geschichte des 20. Jahrhunderts: dem Attentat auf John F. Kennedy. Auch ich konnte mich dem Mythos und der Faszination der Kennedys nicht verschließen und habe mich vor vielen Jahren intensiv mit JFK und seinem Bruder Robert beschäftigt, auch mit den Verschwörungstheorien. Darum wurde mir das Buch niemals langweilig, auch wenn es sich nur mit dem Leben in den frühen Sechzigern oder mit der Beschattung Lee Harvey Oswalds beschäftigte. Alle Charaktere waren sehr sympathisch (Oswald ausgenommen) und ich habe jede Zeile genossen. Auch die Idee, dass die Vergangenheit sich wehrt oder wie Jake dorthin gelangen konnte, sowie die Interpretationen des Schmetterlingseffekts waren faszinierend und gefielen mir sehr gut.

Noch nie habe ich bei einem Buch dermaßen Herzklopfen vor Spannung gehabt, wie beim Höhepunkt von „Der Anschlag“, selten war ich in eine Geschichte so eingetaucht wie in die von Jake und seiner Liebe zu Sadie sowie dem Leben im Land des Einst. Während des Lesens malte ich mir immer wieder aus, wie es wohl ausgehen mag, es gab viele Varianten, das machte es noch einmal so spannend und ungewiss.

Stephen King hat einen sehr amerikanischen Roman geschrieben. Denn gerade in einer Wirtschaftskrise wie derzeit sehnen sich viele nach der „guten alten Zeit“ zurück, in der man nachts die Türen nicht abschloss, Essen nicht so viele künstliche Geschmacksstoffe enthielt und man hoffnungsvoll in die Zukunft blickte. Trotz Kubakrise, Kaltem Krieg und Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung. Mit der Ermordung JFKs ist diese Blase geplatzt, da ist es verständlich, dass Al dies verhindern möchte und auch seinen Freund Jake mit der Idee ansteckt. Die „was wäre, wenn“-Frage hat King gut gelöst und das Ende des Romans ist in sich stimmig.

Ganz klare Lese-Empfehlung, auch an diejenigen, die sonst nichts mit Stephen King anfangen können. Es ist kein Horror, einfach nur ein guter Roman, der sich nicht so recht in eine feste Kategorie zwängen lässt. Ich werde „Der Anschlag“ definitv wieder lesen, die Spannung wird etwas verloren haben, doch mit Sicherheit werde ich Neues entdecken.

Es ist eine Geschichte, vor allem über den Tag, des 22. November 1963, der sich einer ganzen Generation eingeprägt hat und sie bis heute nicht los lässt. King hat sein Buch geschrieben, Oliver Stone seinen Film gedreht und die Verschwörungstheorien und der Mythos JFK leben weiter.