Rezension

Für mich eine echte Überraschung, die mich begeistern konnte

Sternenscherben - Teresa Kuba

Sternenscherben
von Teresa Kuba

Bewertet mit 4 Sternen

Und dann gibt es da diese Bücher, die dich von Anfang an in ihrer Gewalt haben und immer wieder während des lesens zum nachdenken und sinnieren bringen.
"Sternenscherben" gehört dazu. Als allererstes habe ich mir immer wieder Gedanken über den Titel gemacht, kam aber einfach nie zu einem Ergebnis. Aber keine Angst, auch dieses Rätsel wird gelöst.

Der Einstieg fiel mir gleich sehr leicht und schon nach den ersten Seiten machte sich eine spürbare Beklemmung in mir breit. Denn Teresa Kuba hat hier eine dystopische Welt geschaffen, die beängstigender kaum sein könnte.
Dazu passt die düstere und sehr einnehmende Atmosphäre sehr gut.
Wir begegnen Charakteren die alles für das System tun, um in ihren Kern zu gelangen.
Doch warum tun sie das und hinterfragen nicht mal irgendetwas?
Alles wird scheinbar hingenommen, als wäre das nicht anders möglich.
Aber man begegnet auch Charakteren, die dagegen rebellieren, was immer wieder recht deutlich zum Ausdruck kommt.
Gedanken, Gefühle, Liebe verboten. Man könnte ja dadurch Eigenständigkeit entwickeln.
Das waren so Momente, in denen ich wirklich Wut verspürte und es am liebsten rausgelassen hätte.

Im Fokus des Ganzen stehen Darian und Nora, aus deren Perspektive wir abwechselnd alles erfahren.
Nora hat mich sofort in den Bann gezogen, mit ihrer kühlen, aber auch auch verzweifelten und starken Art. Ich mochte sie gleich. Ich geb es zu, ich habe ihre innere Zerrissenheit, ihren Wankelmut und auch ihre Qualen genossen. Was mich dadurch noch fester an sie band und aufgrunddessen konnte ich enorm gut mit ihr mitzittern und mitfiebern.
Allgemein konnte ich mich recht gut in die Charaktere hineinversetzen und ihr Innerestes nach außen kehren. Schade empfand ich jedoch, das einige doch recht blass blieben.
Darian war für mich ein riesengroßes Geheimnis schlechthin. Er hat etwas faszinierendes an sich, vor dem man sich nicht verschließen kann. Man will ihm näherkommen, ihn ergründen und einfach wissen, was ihn ausmacht. Nicht abstreitbar, ist auch seine Anziehungskraft. Ich fand ihn hinreißend, um nicht zu sagen heiß und konnte mich einfach nicht gegen seinen Charme wehren.

Im Laufe des Geschehen erfährt man immer mehr über das Sytem und was damit zusammenhängt und doch blieb noch vieles im Dunkeln. Dabei ist diese Welt wirklich sehr komplex aufgebaut. Am Anfang hat es mich etwas unschlüssig zurückgelassen, weil ich nicht alles sofort verstanden habe. Aber mit der Zeit wurde es besser. Nora und Darian halfen mir dabei.
Sehr gut gefallen hat mir dabei der Schreibstil der Autorin. Sehr fließend, einnehmend und bildgewaltig. Letzteres manifestierte das Grauen dadurch umso mehr.
Die Handlung ist recht nervenzehrend und actionreich gestaltet. Es geht teilweise schon recht heftig zu und ich hatte wirklich an einigem zu knabbern.
Dabei fand ich die Hilflosigkeit immer am schlimmsten. Aber die Emotionen haben mich auch teilweise erdrückt und mich einfach nicht zur Ruhe kommen lassen.
Ich musste immer wieder in mich gehen und über alles grübeln und in mich aufnehmen.
Und dann gab es auch Szenen wo ich Nora am liebsten zur Besinnung gebracht hätte. Sie tat einfach manchmal Dinge, die sich mir nicht wirklich erschlossen. Dabei ist sie wirklich enorm klug, was mich ihr handeln manchmal nicht recht verstehen ließ.
Im Laufe der Zeit macht sie eine spürbare Entwicklung durch, ebenso wie Darian. Man kann förmlich dabei zusehen, wie sie an dem Ganzen wachsen und reifen. Man könnte sagen, sie fanden ihre innere Mitte.

Abseits von Nora und Darian, hat mich die Handlung enorm gut unterhalten und absolut in einen Sog fallen lassen. Auch die Zwischenmenschlichkeit wird dabei nicht aus den Augen verloren, was mir wirklich gefallen hat. Doch es ist nicht so, wie man erwarten würde. Es ist zart und sanft, was es im Endeffekt für mich auch so glaubhaft gemacht hat.
Man spürt einfach die Verbundenheit und das Vertrauen, was daraus wächst. Aber man hat auch Angst, weil es so unglaublich zernrechlich wirkt und hofft von Herzen es hat Bestand.
Es gab Szenen da hab ich auch geschmunzelt, was dem Ganzen doch auch etwas Leichtigkeit verschafft hat.
Die Autorin hat es währenddessen auch verstanden, Wendungen einzubauen , die mich komplett umgehauen haben. Ich hab sie nicht erwartet. Pures Entsetzen und Sprachlosigkeit resultierten daraus.
Das Ende ist wunderbar gelungen, wobei ich jetzt nicht ganz klar weiß, ob es ein Abschluss ist. Es gibt eine klare Linie und dennoch wünsche ich mir, das es weitergeht. Die ein oder andere Sache war für mich nicht völlig geklärt, was mich nun doch auf mehr hoffen lässt. Potenzial ist auf jeden Fall vorhanden.

Fazit:
"Sternenscherben" ist eine Dystopie mit einem Hauch Romantik geschickt verwoben.
Eine Welt die Beklemmung, Grauen und Ängste auslöst.
Die Wut heraufbeschwört und man eigentlich nur auf den ganz großen Knall wartet.
Darian und Nora haben mich mitgerissen, nicht mehr Luft holen lassen und bis zum Ende mehr als gut unterhalten.
Komplex, facettenreich und sehr emotional.
Für mich eine echte Überraschung, die mich begeistern konnte.
Bitte mehr davon.

 © magischemomentefuermich.blogspot.de

Kommentare

hobble kommentierte am 13. Oktober 2017 um 06:44

Klingt gut