Rezension

Für mich einfach nicht stimmig

All the Bright Places - Jennifer Niven

All the Bright Places
von Jennifer Niven

Ein sensibles Thema, schöner Schreibstil - doch die Charaktere wirken für mich zu konstruiert, Handlung nicht stimmig.

Inhalt

Theodore Finch, der Schulfreak, ist hoch oben auf dem Glockenturm seiner High School und überlegt, ob er springen soll. Doch da ist bereits Violet, die der beliebten Clique der Schule angehört. Er überredet sie, wieder zurückzuklettern. Die ganze Schule denkt aber, dass es Violet war, die Finch gerettet hat. Die beiden freunden sich an und werden Partner bei einem Schulprojekt, bei dem sie Orte in ihrer Heimat Indiana besuchen sollen; sie kommen sich näher. Doch Violet merkt erst nach einer Weile, dass Finch krank ist...

Meine ausführlichere Meinung

Es geht hier, wie schon im Klappentext deutlich wird, um das Thema Suizid. Ich halte es grundsätzlich für wichtig, dass es Bücher wie diese gibt, die dieses Thema behandeln. Und ebenso finde ich es gut, dass die Autorin am Ende diverse Hilfsstellen bzw. Telefonnummer auflistet.

Um so enttäuschter bin ich, wie es in diesem Buch umgesetzt wird. Was sicherlich nicht an dem wunderschönen Schreibstil liegt. Sondern für mich eindeutig an den Figuren. Sie wirken für mich einfach fiktiv (was sie natürlich auch sind), aber auf eine derart stilisierte und gekünstelte Weise, dass ich überhaupt keinen Zugang zu ihnen hatte. Auch ihre Handlungen bzw. Motivationen werden nur bedingt beleuchtet. Bestes Beispiel: warum Violet springen wollte wird zwar mal im Laufe der Geschichte angesprochen, aber danach ist es auch erledigt. Für mich wirkte es nur als dramatisches Mittel zum Zweck, Finch und Violet zusammenzubringen - so als eine Art Teenie- "A Long Way Down" (Nick Hornby).

Überhaupt wirkt für mich die Geschichte in sich nicht stimmig und als geschickt geklaut zusammengestückelt. Also jetzt nicht im Sinne des Vorwurfes eine Plagiates, das auf keinen Fall. Aber mir kam es eben so vor, dass gewisse Elemente anderer Bücher hier einfach in die Geschichte gequetscht wurden, um möglichst viel wunderbare, bezaubernde Momente zu schaffen - was zumindest für mich schief ging. Doch ich bin überzeugt: es wird genug Leuten gefallen.

Die Dialoge erinnerten mich zu sehr an Augustus und Hazel von "The Fault in Our Stars" (John Green). Dann gibt es noch eine Art Road Trip und und und. Positiv fand ich die zahlreichen Virgina-Woolf-Zitate.

Aber neben Finch und Violet treten andere Figuren nur am Rande auf, bleiben für mich Schatten und hätten meiner Meinung nach ein bisschen mehr Raum verdient. (So etwa Finchs bester Freund Charlie oder auch Violets Ex-BFF Amanda.) Hier hat die Autorin meiner Meinung nach Potenzial verschenkt. Auch ging mir Violets plötzlicher - natürlich nur dank Finch -  schnell fortschreitender Heilungsprozess um ihre verstorbene Schwester zu schnell und glatt. Auch die Beziehung Finch und Violet blieb für mich erstaunlich oberflächlich.

Das Ende war absehbar, aber irgendwie auch für mich nicht passend zu gewissen Dingen, die Finch vorher Violet gesagt bzw. gezeigt hat. Und dann kam für mich noch mal die große Kitschkeule, die sicherlich manche ganz nett finden und zum Tränchen verdrücken finden werden ("Er hat sie so geliebt!"), aber für mich eben wieder so ein Punkt war, bei dem ich mir dachte: das ist jetzt einfach zu dick aufgetragen.

Fazit

Suizid, mentale Krankheiten, Schreibstil - in dieser Hinsicht hat mich das Buch überzeugen können. Die eigentlichen Ereignisse, vor allem jedoch die Charaktere (allen voran die beiden Hauptfiguren) wirkten für mich zu konstruiert. Dennoch bin ich überzeugt: tausende Teens werden diese traurige Geschichte lieben; Film ist bereits in Arbeit. Für mich jedoch kein wirkliches Lesehighlight.