Rezension

Für mich ist „For Good“ eines der besten Neuerscheinungen 2015 und ein absolutes Must-Read.

For Good - Ava Reed

For Good
von Ava Reed

„For Good“ ist Trauer und Glück, Leid und Hoffnung in einem. Tiefgründig, traurig und doch wunderschön. Einmal gelesen, wird man dieses Buch nicht so schnell wieder vergessen. Für mich ist „For Good“ eines der besten Neuerscheinungen 2015 und ein absolutes Must-Read.

Nachdem ich von Ava Reed bereits ihr Debut „Spiegelsplitter“ gelesen hatte, war ich mehr als gespannt auf ihr neues Buch. Eigentlich lese ich keine Liebesgeschichten, da sie mich oft langweilen. Da Ava mich aber bereits mit ihrem Fantasybuch so begeistern konnte, habe ich mich an „For Good“ herangewagt. Und was soll ich sagen, auch diese Mal konnte die Autorin mich vollkommen überzeugen. „For Good“ geht wahnsinnig unter die Haut und bleibt einem noch lange im Kopf. Charlies Leben ist perfekt, bis zu dem Tag, als ihre große Liebe von ihr geht. Nach dem Tod von Ben versinkt Charlie in tiefer Trauer. Ohne Ben sieht sie keinen Sinn mehr im Leben. Weder Freunden noch Familie gelingt es, zu Charlie durchzudringen. Immer wieder erinnerst sie sich an die Zeit mit Ben und droht an ihrem Verlust zu ersticken. Und ihr wird klar, dass ihr Leben nie wieder so sein wird, wie früher. Immer tiefer fällt sie in die Spirale aus Trauer und Depressionen.

Das Buch ist gegliedert in zwei Handlungsstränge. Auf der einen Seite spielt „For Good“ in der Gegenwart, auf der anderen Seite erlebt man durch Charlies Erinnerungen die Vergangenheit. In der Gegenwart begleiten wir Charlie auf ihrem Weg nach Bens Tod. Natürlich ist schon anhand des Klappentextes ersichtlich gewesen, dass es um ein ernstes Thema geht. Trotzdem war ich überrascht darüber, wie sehr mich das Buch mitgenommen hat. Bereits auf Seite achtzehn rollten die ersten Tränen. Ava Reed ist es sehr authentisch gelungen, den Schmerz und die Trauer von Charlie zu vermitteln. Man fühlt und leidet die ganze Zeit mit Charlie. Oft habe ich gedacht, dass ich in bestimmten Situationen genauso reagiert hätte. Die Identifizierung mit der Hauptprotagonistin ist auf jeden Fall wesentlich stärker, als bei jedem anderen Buch, das ich vorher gelesen habe. Nie zuvor habe ich so sehr mit einer Protagonistin mitgelitten. Selbst wenn man das Buch zwischenzeitlich aus der Hand legt, geht einem die Geschichte nicht mehr aus dem Kopf. Nach Bens Tot fällt Charlie in ein tiefes Loch. Ihre Verzweiflung und ihr schwindender Lebenswille gehen einem ziemlich nahe. Immer wieder überlegt man, ob man selber stärker wäre als Charlie. Oft wollte ich sie schütteln und ihr sagen, „wach auf, es gibt so vieles, wofür es sich lohnt zu leben“. Doch dann fragt man sich, wie viel Lebenswillen man selber noch hätte, wenn man alles verliert, was man liebt. Durch Charlies wunderschöne Erinnerungen aus der Vergangenheit wird man dann zwischendurch wieder aus der Trauer gerissen. Auf diese Weise vermeidet Ava Reed geschickt, dass der Leser emotional zu sehr runtergezogen wird. Durch den Wechsel ist es ein Auf und Ab der Gefühle. Die Vorgeschichte von Charlie und Ben ist wunderschön und absolut perfekt. Einfach nur zum Träumen. Ich muss zugeben, dass mich dieser Teil des Buches auch nicht eine Sekunde lang gelangweilt hat, wie zuerst erwartet.

Der einzige Kritikpunkt ist Charlies Verhalten ihrem Hund gegenüber. Die Vernachlässigung der Hündin Pepper hat mich furchtbar enttäuscht und wütend gemacht. Zumal Pepper tatsächlich das letzte ist, was Charlie von Ben noch bleibt. Er hat die Hündin geliebt und hätte gewollt, dass Charlie sich gut um sie kümmert. Ich habe selber zwei Hunde und eines weiß ich ganz sicher: Egal wie schlecht es mir geht oder was auch passieren mag, für meine Tiere würde ich immer ordentlich sorgen. Und wenn man nicht mehr in der Lage ist, einem Tier gerecht zu werden, finden sich in der Regel immer Freunde, die bereit sind zu helfen. In diesem Punkt war Charlies Verhalten für mich nicht nachvollziehbar und sie hat Sympathiepunkte verloren. Das ist aber auch mein einziger Kritikpunkt.

Insgesamt hat Ava Reed mit „For Good“ ein absolut tolles Buch geschaffen, das mich von der ersten Seite in seinen Bann gezogen hat. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und locker. Man fliegt nur so durch die Seiten, bis auf die Pausen zum Augen trocknen. Da man unbedingt wissen möchte, ob Charlie ihre Trauer noch bekämpfen kann, bleibt das Buch spannend bis zur letzten Seite. Ich kann es wirklich jedem ans Herz legen, denn „For Good“ ist ein Buch, das einem nicht so schnell wieder aus dem Kopf geht.