Rezension

Für mich kein Pageturner

Nein - Winnie M Li

Nein
von Winnie M Li

Bewertet mit 2.5 Sternen

Die Autorin Winnie M Li erzählt die Geschichte einer Vergewaltigung aus Sicht des Opfers und des Täters. Es ist ihre eigene Geschichte. Der Leser erfährt wie das Leben der jungen Frau vor der Tat war, wie es ihr danach ergangen ist, bis hin zur Gerichtsverhandlung.

Meine Meinung:

Mich reizte an diesem Buch, auch mal etwas über die Darstellung und die Beweggründe des Täters zu lesen. Abgesehen von guten Kritiken, wurde das Buch mit dem Not the Booker Prize 2017 ausgezeichnet.

Im Ganzen bin ich eher enttäuscht von dem Gelesenen. Die insgesamt 427 Seiten haben sich für mich gar nicht als Pageturner gestaltet (wie auf dem Buchrücken angekündigt), sondern sich eher etwas zäh dahingezogen. Insgesamt war mir die sprachliche Gestaltung zu einfach. Auch gab es sehr oft Wiederholungen, die aus meiner Sicht nicht notwendig waren und das Buch unnötig verlängert haben.

Der Täter wurde sehr klischeehaft dargestellt. Er entstammt einem sehr problembehafteten Elternhaus, wuchs ohne hinreichende Bildung auf und wird als sehr empathielos beschrieben. Das Opfer hingegen als schillernde, lebenslustige und erfolgreiche junge Frau beschrieben, die gerne alleine verreist und wandern geht. In Irland wird ihr dies zum Verhängnis, als sie in einem abgelegenen und menschenleeren Wald vergewaltigt wird. Sie hatte ihr Leben bestens im Griff - bis zu der schrecklichen Tat.

Für mich ist dieses Buch etwas heikel, weil ich natürlich keinesfalls die Vergewaltigung, die die Autorin erleben musste, auf irgendeine Art und Weise schmälern oder in Abrede stellen will.

So etwas ist absolut schrecklich, unfassbar und sollte NIE einer Frau passieren.

Aber ich habe es nicht geschafft, mich der Autorin gedanklich anzuschließen, mich auf "ihre Seite" zu stellen.

Was dem Buch sehr gut gelungen ist, ist die verschiedenen Facetten einer solchen Tat aufzuzeigen. Auch die besonderen Schwierigkeiten, die aus einer solchen Tat erwachsen, werden dem Leser vor Augen geführt. Es ist natürlich ein sehr komplexes Thema, bei dem es nicht nur Schwarz und Weiß gibt.

Was ich sehr bemerkenswert fand, war die Vehemenz, mit der Winnie M Li den Täter verfolgt hat, bis hin zur Gerichtsverhandlung.

Cover:

Ausdrücklich erwähnen möchte ich noch das Cover: Mich hat es direkt fasziniert und auf das Buch aufmerksam gemacht (mehr als der Titel "Nein"). Im Zwielicht bildet ein Vogelschwarm die Umrisse eines Kopfes. Darunter sind einige Bäume abgebildet.

Mir gefällt dieses Cover ausgesprochen gut. Zeigt es doch die Verletzlichkeit und die Flüchtigkeit der menschlichen Existenz, die oftmals viel leichter zerstört werden kann, als man annimmt.

Fazit:

Ich denke, ein wirkliches Urteil kann sich nur jemand erlauben, der etwas Ähnliches erlebt hat. Aber für mich muss ich leider sagen, dass mich dieses Buch nicht erreicht hat und für mich auch nicht wesentlich nachhallen wird.