Rezension

Für mich leider enttäuschend

Nichts weniger als ein Wunder - Markus Zusak

Nichts weniger als ein Wunder
von Markus Zusak

Nach dem Tod der Mutter und dem darauf folgenden Verschwinden des Vaters leben die fünf Dunbar-Brüder alleine in ihrem Haus zusammen mit einem Maultier, einem Hund, einem Kater, einer Taube und einem Goldfisch. Matthew, der Älteste, übernimmt eine Art Vaterrolle für die jüngeren Rory, Henry, Clayton und Thomas und alle raufen sich – wahrsten Sinne des Wortes – zusammen und meistern auf bewundernswerte Weise ihr Leben.

Eines Tages steht unerwartet und jetzt ungeliebt der Vater vor der Tür und bittet um Hilfe beim Bau einer Brücke. Obwohl die Söhne nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen, folgt Clay ihm schließlich und baut eine meisterhafte Brücke – was nichts weniger als ein Wunder ist …

Nachdem „Die Bücherdiebin“ zu meinen Lieblingsbüchern gehört und seit ihrem Erscheinen ganze 13 Jahre vergangen sind, war ich mehr als gespannt auf das neue Werk von Markus Zuzak – und ich wurde erst einmal schwer enttäuscht! Mehrfach habe ich mich gefragt, ob meine Erwartungen zu hoch waren und ob ich die Lektüre einfach aufgeben solle.

Erzählt ist „Nichts weniger als ein Wunder“ aus der Sicht des ältesten Dunbar-Bruders Matthew in der Ich-Perspektive, doch die Hauptperson des Buches ist ohne Frage Clay, der nicht nur im wörtlichen Sinne zu einem Brückenbauer wird. (Im Englischen heißt der Roman ja auch „The bridge of Clay“.) Und zum großen und wichtigsten Teil ist es auch seine Geschichte und sein Leben, von dem erzählt wird.

Zu Beginn ist der Roman kompliziert und irgendwie sperrig, häufig war keine wirkliche Handlung, kein roter Faden zu erkennen, Beschreibungen warfen Fragen auf, die nicht gelöst wurden und Bilder reihten sich aneinander, ohne Sinn zu ergeben oder schrien geradezu nach weiteren Informationen oder gar Interpretation. Auch der Sprachstil änderte sich fast von Satz zu Satz zwischen einfach und kalt bis hin zu malerisch und poetisch. Erst sehr spät ergab sich für mich ein Sinn hinter allem und ich konnte flüssiger lesen.

Zuzak beginnt bei den fünf Brüdern, erzählt dann jedoch immer wieder in Rückblicken von der Mutter, die in Polen aufwuchs und von ihrem Vater zur Flucht gedrängt wurde und von dem Vater, der aus einer Kleinstadt kam und mit einer unglücklichen Ehe startete, dem Kennenlernen der Eltern, der langen Krankheit der Mutter, schließlich dem Umgang der Söhne mit den Verlusten, ihrer Streitigkeiten und Fürsorge füreinander, Clays Beziehung oder auch vertrauter Nicht-Beziehung zu einem benachbarten weiblichen Jockey und endet schließlich im Brückenbau. Dabei ist die Geschichte in meinen Augen langatmig und auch langweilig und beinhaltet viele Wiederholungen.

Auch, wenn es Zuzak gelingt, trotz aller dramatischer Wendungen im Leben der Protagonisten niemals in Kitsch abzugleiten und eigentlich von einer interessanten Idee zu schreiben, glückte es mir nicht, mit der Dunbar-Familie warm zu werden und mich in die Geschichte zu versenken. Letztlich hinterließ der Roman viele Fragezeichen in meinem Kopf und ein negatives Gefühl.

Vielleicht hat Markus Zuzak einfach zu viel gewollt – mich enttäuschte dieses Buch jedenfalls.