Rezension

Für Neueinsteiger optimal. Für Thrillerfans enttäuschend!

Wenn ich dich hole - Anja Goerz

Wenn ich dich hole
von Anja Goerz

Wie würde man als Vater reagieren, wenn die eigene Frau nicht zu erreichen ist und der eigene neunjährige Sohn alleine sich im Haus aufhält? Natürlich panisch! Dieses Schicksal wiederfährt Bendix Steensen, der wegen eines Unwetters am Londoner Flughafen Heathrow festsitzt. So erhält er in immer kürzenden Abständen Anrufe von seinem Sohn Lewe, der ihm mitteilt, dass seine Mama und Oma seit Stunden nicht mehr zuhause sind und er deswegen Angst bekommt. Dazu herrscht draußen ein heftiges Unwetter. Bendix ist außer Fassung. Er kann seine Frau auch nicht erreichen und ruft aus diesem Grund die Polizei aus dem kleinen Dorf in Nordfriesland an. Doch die Polizei stellt nichts Verdächtiges fest. Bendix kommt gedanklich nicht mehr klar und will so schnell wie möglich sich zum Haus begeben. Währenddessen haben seine Frau und Mutter einen anderen Kampf zu bewältigen. Und Lewe? Der ist auch nicht mehr so allein…

Mal wieder liegt hier ein interessanter Klappentext vor, der mich motiviert hat diesen Thriller zu lesen. Dazu habe ich noch gelesen, dass Fitzek dieses Buch sehr gelobt hat, wodurch meine Erwartungen an dieses Buch sehr hoch waren.

Die ersten Kapitel konnten mich fesseln. Wir verfolgen die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven – Lewe, Bendix Frau, Örtliche Polizei, Bendix. Dazu gibt es einzelne Abschnitte, die einer weiteren Person gewidmet werden, die einen erheblichen Einfluss auf die Gesamthandlung hat. Dies war interessant und gut dargestellt. Wie beschrieben, konnte mich das Buch direkt von Beginn an gut fesseln. Ich konnte mit dem Bendix in seiner Vaterrolle sehr mitfiebern. Zugleich tat er mir auch leid, da seine Sorgen und Gedanken bezüglich der Umstände sehr belastend für seine Psyche waren, da er in dieser Situation seinem Sohn in keiner Weise helfen konnte. Hier würde ich mir jedoch wünschen, dass man noch tiefer in die Psyche des Protagonisten einblicken könnte und eventuell durch Rückblicke ihn von einer anderen Seite beleuchtet, damit man ein Gesamtbild der Figur hat. Außerdem hat die Autorin den kleinen Lewe gut dargestellt. Seine Perspektive zum Geschehen ist sehr authentisch und der Gedankenwelt eines Kindes sehr entsprechend. Da den weiteren Charakteren eher eine Nebenrolle zugeschrieben worden ist, war es meiner Ansicht nach in Ordnung, dass diese eher blass wirkten.

Die Spannung verging in dem Moment, als man herausgefunden hat, was wirklich Sache ist. Dies passierte ungefähr in der Hälfte des Buches. Von da an, war es klar, wie sich der Handlungsstrang entwickelt und was am Ende passiert. Deswegen war ich zum Schluss kaum gefesselt und habe mich durch das Buch durchkämpfen müssen.

Insgesamt kann ich über einen ordentlichen Thriller berichten, der viel Potential nach oben hat. Wer in diesem Genre neu ist, der kann problemlos mit diesem Buch anfangen, da es kaum brutal ist. Thrillerfans werden jedoch enttäuscht werden, da der Verlauf der Handlung sehr vorhersehbar ist und kaum Wendungen auftreten.