Rezension

Für Yogafreunde und solche, die es werden wollen - amüsant und kurzweilig

Und es hat Om gemacht - Florian Tausch

Und es hat Om gemacht
von Florian Tausch

Bewertet mit 4 Sternen

Zum Inhalt:
Viktor ist Teilzeit-Fernsehkoch bei einem kleinen Berliner Sender. Yoga, Ayurveda und diesen ganzen Esoterik-Kram findet er total dämlich. Als ihn seine langjährige Freundin Bettina für ihren Yogalehrer Niels mit dem Riesendödel verlässt und sich mit diesem auf einen mehrmonatigen Erleuchtungstrip nach Indien aufmacht, steigert dies Viktors Hass auf alles Esoterische ins Unermessliche. Er vergeigt deshalb sogar einen wichtigen Fernsehauftritt, verliert seinen Job und zerschlägt als Höhepunkt seiner Frustaktionen das Schaufenster von Bettinas Yoga-Studio. Dumm nur, dass er dabei erkannt wird. Doch der Besitzer schlägt Viktor einen Deal vor: Wenn er 3 Monate lang in seinem Studio Yoga lernt, wird Viktor nicht angezeigt. Viktor willigt ein und erkennt bald die Vorzüge des Yogas: Die knackigen, gelenkigen Yoginis und die bezaubernde Yogalehrerin Maya. Viktor könnte sich so schön seinen Hormonen hingeben, wäre da nicht eine seltsame Gestalt, die ihm in seinen Meditationsphasen begegnet...

Meine Meinung:
Florian Tausch hat einen unterhaltsamen, amüsanten Roman geschrieben, der sich flott und angenehm lesen lässt. Der Schreibstil ist lebendig, der Autor drückt sich sehr gut und gehoben aus und arbeitet viel mit Bildern und Metaphern.   

Die Geschichte ist in 3 große Leseabschnitte unterteilt: „Heul doch!“, „Da staunst du, was?“ und „Wenn das mal gut geht!“ und in insgesamt 33 Kapitel (plus Prolog und Epilog). Sie ist aus Viktors Sicht geschrieben. Zuerst ist man sich nicht ganz sicher, ob man den Protagonisten mögen soll. Er suhlt sich sehr in seinem Hass auf alles Esoterische und verarbeitet die Trennung von Bettina anfangs extrem schlecht. Aber im Grunde ist Viktor von Anfang an ein netter Kerl mit dem Herz am richtigen Fleck. Im Laufe des Buches, das sich über mehrere Monate erstreckt, macht Viktor eine enorme Wandlung durch.

Sympathisch sind auch die Nebenfiguren. Ob Maya, die sympathische, sehr attraktive Yogalehrerin, Rudi, der hilfsbereite Mitbewohner, der Viktor auch mal den Kopf wäscht, wenn’s nötig ist, Viktors Alt-Hippie-Vater mit seinen sehr lockeren Ansichten oder Yogayoni, die Viktor die Kunst des Tantras nahe bringt. Dazu noch weitere skurrile Charaktere wie der indische Koch, von Viktor „Froschfresse“ genannt, und natürlich Sri Albert. Wer sich hinter diesem Namen versteckt, wird allerdings hier nicht verraten...

Yogafreunde werden vermutlich ihren Spaß an diesem Buch haben. Aber auch Leute, die sich Yoga und Esoterik nicht gänzlich verschließen, werden dieses Buch mögen. Vielleicht sogar Yogahasser – die können dann mit Viktor zusammen nach und nach ihre Abneigung bekämpfen. Wer also denkt, „Asanas“ sei eine gelbfleischige exotische Frucht mit Tippfehler, wird hier viel Neues lernen! Dabei wird jedoch nicht versucht zu missionieren.

Ich persönlich gehöre zur Zielgruppe „Yogaunerfahrene, aber prinzipiell Interessierte“ und hatte nach der Lektüre richtig Lust, das nächste Yogastudio zu stürmen und Viktors spirituelle Erfahrungen zu teilen. Ein paar Sachen waren mir zwar einen Hauch zu esoterisch, aber dies wird jeder je nach Wissen und Interesse anders empfinden.  Suboptimal fand ich auch, dass es keine konkreten Zeitangaben gab. Die Geschichte erstreckt sich über etliche Monate, aber ich konnte nicht immer nachvollziehen, wieviel Zeit zwischen den Kapiteln vergangen war.

Mein Fazit: Ein kurzweiliger, amüsanter Lesespaß, der allerdings nicht – wie man vielleicht beim Lesen des Klappentextes vermuten könnte – ins Seichte abdriftet oder für große Lacher sorgt, sondern durchaus auch seine nachdenklichen Seiten hat.