Rezension

Fulminanter Abschluss einer herausragenden dystopischen Trilogie!

Die Bestimmung - Letzte Entscheidung
von Veronica Roth

Rezension
Tris und Four stehen vor den Trümmern der Fraktionen. Der einzige Weg, das Gemetzel zu beenden besteht für sie darin herauszufinden, was hinter dem Zaum liegt und bei was sie den Menschen da draußen helfen sollen. Doch schnell stellt sich heraus, das alles, woran sie glaubten, nur Trug und Schatten ist. Als sich dann auch noch außerhalb des Zauns eine Rebellion anbahnt, müssen Tris und Four entscheiden, was ihnen wichtiger ist: Die Leben der Menschen in Chicago zu retten oder die Menschen außerhalb des Zauns für das, was sie ihnen angetan haben, zahlen zu lassen. Doch nicht jeder ist das, was er zu sein scheint. Und am Schluss ist es wieder Tris, welche eine letzte Entscheidung treffen muss . ..
» Es gibt so viele Möglichkeiten, in dieser Welt tapfer zu sein. Manchmal bedeutet Tapferkeit, sein Leben für etwas zu geben, das größer ist als man selbst, manchmal auch für eine andere Person. Manchmal bedeutet es, alles Vertraute hinter sich zu lassen und jeden, den man je geliebt hat, um einer größeren Sache willen aufzugeben. 
Aber manchmal bedeutet es das nicht. 
Manchmal geht es einfach nur darum, die Zähne zusammenzubeißen, Tag für Tag seine Arbeit zu verrichten und Schritt für Schritt in ein besseres Leben zu gehen.  «
(Zitat aus: Letzte Entscheidung, S. 489/490)
Der letzte Band der dystopischen Trilogie Die Bestimmung lässt den Leser den letzten Teil der Geschichte und Tris und Four, Entbehrungen und Lügen, Verrat und Hoffnung sowie den allerletzten Entscheidungen teilhaben, welche die Welt, wie sie bisher war, für immer verändern wird. Dabei schafft Veronica Roth eine atemberaubende und gleichsam düstere Atmosphäre, in welcher man voller Spannung den Ereignissen und Geheimnissen hinter dem Zaun verfolgt und gar nicht glauben kann, in welche Richtung sich die Storyline zu entwickeln vermag. 
» Verzweiflung kann einen Menschen zu den unglaublichsten Dingen antreiben.  «
(Zitat aus: Letzte Entscheidung, S. 178)
Wieder einmal sind es Tris und Four, welche die wichtigsten Entscheidungen für all jene Menschen treffen müssen, die sie lieben. Bereits im zweiten Band der Trilogie haben diese beiden Protagonisten eine starke Veränderung durchlaufen. Doch im Vergleich hierzu war dies ein Witz. Nicht nur ihre Beziehung, auch ihre Loyalitäten werden auf eine harte Probe gestellt. Ihre elementarsten Gedanken und Gefühle werden einer harten Probe unterzogen und nicht immer treffen sie dabei die besten - oder gar richtigen - Entscheidungen. Diese Tatsache macht beide Figuren unglaublich authentisch. Ebenso wie ihre Emotionen, welche so viele unterschiedliche und ambivalente Formen annehmen und so vielfältig daherkommen, dass man wahrlich sagen kann, viele Graustufen vorzufinden - denn nichts ist nur weiß oder nur schwarz. Beide Figuren und auch viele der Nebenfiguren sind sehr facettenreich in ihren Handlungen und wie sie fühlen, dass es wirklich erstaunlich ist, wie sich die Beziehungsstrukturen aufbrechen und verändern. Dies trifft vor allem auf Charaktere wie Peter oder Caleb zu, welche einen immensen Sprung machen und sich deutlich verändern. Dennoch ist nichts so wie es scheint und der Leser wird oftmals mit Situationen und Gefühlen konfrontiert, welche einen selbst vor die Zwickmühle stellen. Wer hat recht? Wer verdient es es leben - und wer zu sterben? Darf man als Individuum überhaupt eine Entscheidung für andere Menschen treffen? Und ist Gewalt ein Mittel, dass den Zweck heiligt? Viele, viele Gedanken gehen dem Charakteren, wie auch den Lesern, dabei durch den Kopf und machen den Roman zu einer sehr komplexen Geschichte, die einiges an Überraschungen bereithält.
» Jemanden in falsche Trauer zu stürzen, ist so ziemlich das Grausamste, was man einem Menschen antun kann [...].  «
(Zitat aus: Letzte Entscheidung, S. 146)
So zeichnet sich beispielsweise der Plot ganz anders ab, als man es zunächst erwartet. Überraschende Wendungen und unvorhergesehene Ereignisse sorgen für konstante Spannung und das Bedürfnis nach mehr Informationen, welche allerdings nur nach und nach durchsickern. Manches bleibt allerdings auch ungesagt - was in mehr als einer Hinsicht eine sehr gute Entscheidung der Autorin war, denn dies würde die Geschichte maßlos sprengen. Desweiteren liegt der Fokus der Handlung noch immer auf den Figuren, den Entscheidungen, welche einzelne Individuen treffen und mit dessen Konsequenzen sie leben müssen. Eine unerwartete Begebenheit, ging man doch zunächst davon aus, dass sie nun alles auf die Außenwelt konzentrieren würde. Doch dem ist nicht so. Tatsächlich findet diese dystopische Trilogie ihren Abschluss auch dort, wo sie begonnen hat - in Chicago; auch wenn einzelne Abstecher in andere Orte und Landschaften dabei nicht außen vor gelassen werden. Mit Blick auf das Ende und den Epilog, welche sehr kontrovers diskutiert wurden, kann man nur sagen, dass die einen es lieben und die anderen es hassen werden. Für viele mag der Schluss auch unverständlich bleiben. Doch die tragende Komponente ist, dass der Schluss dieses Abschlussbands zum Nachdenken anregt und noch viele Tage nach dem Lesen der Lektüre die Köpfe der Leser zu beschäftigen vermag. Es passieren so viele und so gewaltige Dinge; es müssen so viele und schwierige Entscheidungen getroffen und Opfer gebracht werden, dass es einfach nur realistisch ist, dass am Ende nicht alles abläuft wie bei einem Wunschkonzert.  Der Epilog schließt die Geschichte um Tris und Four wunderbar ab - wenngleich dies mit Wehmut einhergeht. Die Autorin hat einen wahnsinnig guten Schluss geschrieben und den Mut bewiesen, ihre Geschichte selbst zu entwickeln und entwickeln zu lassen - unabhängig von den Stimmen der Fans und der Leser. Und vielleicht darf man dieser Welt ja irgendwann wieder einen Besuch abstatten - irgendwann.
Fazit
Letzte Entscheidung von Veronica Roth ist mehr als ein einfacher Abschluss einer atemberaubenden und ehrlichen dystopischen Trilogie. Der Roman vereint die tiefsten Emotionen, die abgrundtiefsten Ängste und die unmöglichsten Entscheidungen in sich und gibt gleichzeitig Hoffnung. Er regt zum Nachdenken an und wirft elementare Fragen auf. Er schafft beeindruckende Figuren und ambivalente Beziehungsstrukturen, kommt spannend und überraschend daher und richtet seinen Fokus auf die Protagonisten, welche den Leser seit Beginn der Trilogie begleiteten. Tris und Four wird viel abverlangt und der Leser fiebert ungeduldig mit, was denn nun geschehen wird. Dass nichts so wird wie angenommen beweist nur das Talent der Autorin und ihren Mut Dinge so zu schreiben, wie sie es wollte. Der Roman ist ein fantastischer Abschluss, dessen Epilog die Geschichte um Tris und Four gekonnt abrundet. Fans der Trilogie und Liebhaber von Dystopien müssen diese Trilogie lesen. Eine der besten Geschichten des Genres!

Gesamte Reihe in einem Überblick:

 

01. Die Bestimmung

02. Tödliche Wahrheit

03. Letzte Entscheidung

 

Außerdem erschienen:

 

Fours Geschichte (4 Kurzgeschichten aus Fours Perspektive)

 

Pro & Contra

 

+ Roman geht in unerwartete Richtungen

+ Fokus weiterhin auf dem jetzigen Geschehen statt auf Unbekanntem Terrain

+ Entwicklung der Beziehungsstruktur zwischen Tris und Four

+ Notwendige Opfer

+ Nebenfiguren 

+ Packender Erzählstil

+ Düstere Atmosphäre und passendes Setting

+ Reale Entwicklung der Ereignisse

+ Überraschende Wendungen und sehr unvorhergesehene Entwicklungen

+ Undurchsichtige Figurenzeichnungen

+ Epilog

 

Bewertung:

 

Handlung: 4,5/5

Charaktere: 5/5

Lesespaß: 5/5

Preis/Leistung 4,5/5