Rezension

Futuristisch genial und doch märchenhaft

Die Luna-Chroniken 01: Wie Monde so silbern. E-Book inklusive
von Marissa Meyer

Bewertet mit 5 Sternen

Als wäre ihr Handicap nicht schon schlimm genug, wird sie wie ein Mensch zweiter Klasse behandelt, obwohl sie nur eines will: Normal sein.
Doch wie besonders sie wirklich ist, erfährt sie erst viel zu spät.

 

Cinder lebt bei ihrer strengen, abweisenden Stiefmutter und deren beiden Töchter, die unterschiedlicher nicht auf sie reagieren könnten. Doch sie hat sich damit abgefunden, solange sie nur ihrer Beschäftigung, der Reparatur ihrer geliebten Maschinen nachgehen kann.
Die plötzliche Begegnung mit Prinz Kai bringt dieses Vorhaben allerdings gehörig ins Wanken. Das liegt nicht nur daran, dass er verdammt gut aussieht, sondern auch daran, dass er sie in eine Verschwörung rund um das Kaiserhaus verwickelt, mit der sie niemals gerechnet hätte. Zuerst sträubt sie sich mit aller Macht dagegen, in diese Affäre hineingezogen zu werden. Aber dann geschieht etwas, das ihr keine andere Wahl lässt und ihr schließlich die Augen öffnet.
Denn scheinbar hat sie allein Zugang zu allen Antworten rund um die mysteriösen Geschehnisse, mit denen der Prinz sich auf einmal konfrontiert sieht.

 

 

Die Luna-Chroniken lösen ja schon länger bei der Bloggergemeinschaft riesige Begeisterungsstürme aus, sodass mich allein das richtig neugierig auf die Bücher gemacht hat. Auch die Mischung zwischen Dystopie und Märchen fand ich unglaublich interessant und bin nach dem Lesen richtig begeistert davon.
Vor allem die Figuren konnten mich sofort für sich einnehmen. Cinder war mir gleich sympathisch, da sie though, wunderbar sarkastisch und gleichzeitig verletzlich ist und mit heftigen Selbstzweifeln zu kämpfen hat. Sie ist die moderne Version des Aschenputtels, die nicht von einer Fee gerettet werden muss, sondern sich selbst zu helfen weiß.
Kai ist ebenfalls ein interessanter Charakter. Nach außen hin scheint er perfekt zu sein: Gutaussehend, gütig, bodenständig und pflichtbewusst. Doch einige seiner Entscheidungen zeigen, dass er nicht unfehlbar und zu sehr hin- und hergerissen ist zwischen seinen eigenen Bedürfnissen und seinem Wunsch, es allen recht zu machen und sein Volk zu schützen.
Selbst Königin Levana, so abgrundtief böse sie wirken mag, bietet die eine oder andere Möglichkeit, geheime Seiten an ihr zu entdecken, die man so nie vermutet hätte. Aber das werden wohl erst die Folgebände zeigen.
Der heimliche Star des Buches ist allerdings Iko, die ich vom ersten Moment an ins Herz geschlossen habe. Ich hoffe, ich erfahre bald wieder mehr von ihr.

 

Der Schreibstil ist wunderbar zu lesen, flüssig, nicht zu einfach und an vielen Stellen detailreich, sodass man sich diese fremde Welt sehr bildlich vorstellen kann. Dabei vermischt die Autorin gekonnt Elemente aus Märchen, Dystopien und Science Fiction miteinander zu einem etwas anderen Ganzen. So bekommt die eigentlich altbekannte Cinderella-Handlung einen komplett neuen Anstrich und ist faszinierender und wendungsreicher denn je. Völlig unvorhersehbar ist die Story natürlich nicht, dazu lehnt sie sich zu sehr an die Vorlage an, was meiner Meinung nach genauso gewollt ist. Trotzdem ist sie nicht weniger spannend und ereignisreich, ganz im Gegenteil. Man fiebert mit, entdeckt immer wieder Neues und rätselt über die Hintergründe, die sich nach und nach enthüllen. Wenn man sich auf diesen bunten Mix einlässt, erlebt man auf alle Fälle tolle Lesestunden, die mich super unterhalten haben. Der zweite Band liegt bereits auf meinem SuB und will ganz dringend zur Hand genommen werden!

 

 

Wie Monde so silbern ist der perfekte Einstieg in die Luna-Chroniken von Marissa Meyer. Der innovative Mix aus Märchen und Sci-Fi, der dem Aschenputtelthema einen ganz neuen Anstrich verpasst, die tollen Charaktere, die viel Interpretationsfläche bieten und die interessante Welt, in die die Autorin den Leser entführt, sorgen für abwechslungsreiche Unterhaltung beim Lesen. Und das trotz des Umstands, dass der eigentliche Plot bereits den meisten bekannt sein dürfte.
Wer den beiden vermischten Genres etwas abgewinnen kann, sich gerne auf Entdeckungsreise in völlig andere Settings begibt und/oder von lebendigen Figuren begeistern lässt, der sollte mal einen Blick auf diese Reihe werfen!