Rezension

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Gabrielle „Coco“ Chanel ganz privat.

Mademoiselle Coco und der Duft der Liebe - Michelle Marly

Mademoiselle Coco und der Duft der Liebe
von Michelle Marly

Bewertet mit 4 Sternen

Als Boy Chapel bei einem Autounfall ums Leben kommt, ist Gabrielle Chanel am Boden zerstört. Sie möchte sich nur noch einigeln und aus dem alltäglichen Leben verabschieden.

Doch ihre beste Freundin Misia erinnert sie daran, dass sie nicht aufgeben darf, dass sie nach vorn schauen muss und daran, dass sie und Boy doch Pläne für Gabrielles Geschäft hatten, u.a. ein Parfüm zu kreieren. „Es ist unsere Pflicht, zu überleben, fuhr es ihr durch den Kopf. Nur durch unsere Liebe können die Toten in unserer Erinnerung lebendig bleiben.“

Und so macht sich Gabrielle auf die Suche. In Venedig (auf der Hochzeitsreise von Misia und José Sert trifft sie Großfürst Dimitri Pawlowitsch Romanow wieder, der mit seinen Schwester Marija und anderen Russen unterwegs ist. Sie sind sich bereits beim Dinner der Operndiva Marte Davelli in Paris begegnet. Er wird ihr Begleiter werden, sie öffnet sich ihm und gemeinsam reisen sie u.a. an die Orte von Gabrielles Vergangenheit. Allerdings gibt es zwischendurch noch einige Irrungen und Wirrungen bevor es soweit ist und ob es ein Happy End für die Liebenden gibt, soll an dieser Stelle nicht verraten werden.

Es geht also hauptsächlich um den Menschen Gabrielle Chanel und nicht so sehr um die Geschäftsfrau Coco Chanel, obwohl natürlich die eine untrennbar mit der anderen verwoben ist.

 

Marly nutzt gleich die ersten Kapitel, um uns die Protagonisten sehr deutlich vorzustellen, in dem sie zum Beispiel,  die einen an die jeweils anderen denken lässt. In den ersten Kapiteln bestimmt ein extrem dramatischen Ton den Text und es scheint in bisschen zu viel des Guten, was Metaphern oder Vergleiche betrifft, also alles ist HOCH dramatisch und EMOTIONAL. Manchmal täte es auch ein einziges Wort, doch Marly nimmt mindestens vier, um die Emotion verstärkt zu umschreiben. Schön ist, dass Worte aus dem Französischen zwecks Authentizität eingestreut werden. Immer wieder wird etwas in kursiv geschrieben, um zum einen französische Worte zu markieren, zum anderen Gedanken zu kennzeichnen, z.B. Wie Gabrielle sich in die Szene versetzt, wie sie Boy kennengelernt hat. Überhaupt ist die optische Aufmachung des Buchumschlags sehr schön und liebevoll gestaltet.

 

Marly verankert ihre Protagonisten immer im Zeitgeschehen, z.B. durch Bücher, Theater- oder Ballettaufführungen. Sehr gut sind die Beschreibungen der Orte (z.B. Paris, Avignon oder Venedig) und vor allem der Labore der beiden Parfümeure François Coty und Edward Beaux.

 

Hinter dem Pseudonym Michelle Marly verbirgt sich die deutsche Autorin Micaela Jary. Unter diesem Namen schreibt sie Romanbiografien, wie auch diese über Coco Chanel und die Entstehungsgeschichte des Parfüms Chanel No. 5. Im Nachwort erfährt der Leser, dass sie diesen Roman als Auftragsarbeit verfasst und vor allem deswegen zugesagt hat, da sie Chanel bewundert und den Duft selbst trägt. Sie hat offensichtlich eine großartige Recherche betrieben und versucht den Personen Leben einzuhauchen. Zum Abschluss erfährt der Leser noch, was aus den einzelnen Protagonisten geworden ist. Schließlich sind die meisten der Personen in diesem Roman Menschen, die es wirklich gab. Dies macht sicherlich das Schreiben nicht einfacher, denn man ist in der dichterischen Freiheit sicherlich etwas eingeschränkter als bei komplett erfundeneren Charakteren und auch viel weniger der Kritik ausgesetzt.

 

Alles in allem, ein leichte Lektüre mit gut recherchiertem Hintergrund.

Kommentare

Cassandra kommentierte am 20. Mai 2018 um 11:10

Die Orte fand ich auch gut beschrieben, jetzt kann ich mir auch unter der berühmten Brücke von Avignon etwas vorstellen.