Rezension

Gänsehautmomente mit gefühlvollem Tod

Die Bücherdiebin, 6 Audio-CDs
von Markus Zusak

Bewertet mit 5 Sternen

Liesel Meminger steht im Winter 1939 plötzlich allein in einem fremden Ort. Die Mutter ist gegangen, der Bruder im Zug gestorben. Einzig ein verlassenes Buch im Schnee gibt ihr Halt. Bei Pflegeeltern findet sie ein neues Zuhause und der Nachbarjunge Rudi wird ihr Vertrauter. Schnell merkt Liesel, dass Bücher sie in eine andere Welt entführen, das Worte mehr als Buchstaben sind. Dann schallen Naziparolen durch die Straßen und ein flüchtiger Jude findet im Keller sein Versteck. Der Tod hat wieder alle Hände voll zu tun und Liesel wird zur Bücherdiebin.

Markus Zusak hat mit diesem Roman eine wundervoll poetische Geschichte erzählt. In dieser schrecklichen Zeit des Nationalsozialismus läßt er Bilder voller Hoffnung und Liebe entstehen. Erzählt wird diese tragische Geschichte von keinem geringeren als dem Tod. Doch in diesem wunderbaren Roman, darf er herzlich, anrührend und voller Poesie daherkommen.
Die Erzählstimme des Hörbuches gehört Boris Aljinovic, der perfekt zu dieser Handlung passt.

Es gibt so viele Charaktere, die mich berührt und überrascht haben. Liesels Pflegeeltern wirken anfangs grob und einfach. Doch je weiter die Geschichte fortschreitet, um so herzlicher und intensiver erlebt man sie. Besonders Pflegevater Hans der Nacht für Nacht an Liesels Bett sitzt und ihr bei den Alpträumen beisteht, ihr das Lesen beibringt und soviel Wärme ausstrahlt, ist mir ans Herz gewachsen. Seine Frau Rosa, die gern und laut Schimpfwörter benutzt, pflegt Liesel als "Saumensch" zu titulieren. Doch dieser Ausdruck ist tatsächlich am Ende eine Liebkosung, die zeigt, wie verbunden sie mit der kleinen Liesel ist.

Die Bücher stehen immer wieder im Vordergrund. Sie begleiten Liesel, geben Halt und schenken anderen Hoffnung. Im Luftschutzkeller lauschen alle gebannt ihrer Stimme. Flüchtling Max übersteht dank der Bücher die lange Zeit im Kellerversteck. Wie es beginnt, so endet es auch mit einem Buch.

Besonders die gefühlvollen Sätze haben mir sehr gefallen. Ein Zitat herauszusuchen, fällt nicht schwer.
"In seinen einsamsten Momenten im Keller häuften sich die Worte um ihn herum auf. Die Bilder strömten und fielen und gelegentlich humpelten sie auch aus seinen Händen."

Wer das Spiel mit Gefühl und Worten liebt und sich in eine Geschichte fallen lassen möchte, muss die Bücherdiebin einfach lieben.