Rezension

Ganster-Epos vom Feinsten

In der Nacht - Dennis Lehane

In der Nacht
von Dennis Lehane

Bewertet mit 5 Sternen

Alkohol, Glücksspiel und wilder Jazz im Hinterzimmer: Die Nacht hat ihre eigenen Regeln.

Ich liebe die 20er/30er Jahre. Autor Dennis Lehane schafft es, das Flair der Roaring Twentys in den USA zur Zeiten der Prohibition lebendig werden zu lassen. Auch die Gangster-Sprache dieser Zeit benutzt er. Sein Schreibstil ist eine Art Gossen-Poesie.
Die Geschichte des 19-jährigen Joseph Coughlin, genannt Joe, beginnt in Boston. Hier arbeitet er für zwielichtige Gangsterbosse, überfällt konkurrierende Speakeasys (Flüsterkneipen)und begegnget bei einem dieser Raubzüge der bezaubernden aber düsteren Emma Gould. Sie ist das Mädchen eines Bostoner Bosses. Probleme in dieser Dreiecksbeziehung sind also vorprogrammiert.
Joe ist fasziniert vom Leben "in der Nacht". Das ist für ihn ein Gegenentwurf zur geregelten Welt der Konventionen, die sein Vater, der stellvertetene Polizeichef von Boston, für ihn symbolisiert. Trotz aller Zerwürfnisse, vieler Missverständnisse und gegenseitiger Reue erlebt der Leser eine liebevolle Vater-Sohn-Beziehung.

Szenenwechesel: Der zweite Teil des Buches erzählt von Joes Aufstieg in Florida und Kuba zu einem großen Rumschmuggler. Das Flair der Südstaaten, die Spannungen zwischen spanisch- und afrikanisch-stämmigen Kubanern und den "weißen" Amerikanern, dem Ku-Klux-Klan, wird wirklich spannend und realistisch widergegeben. So muss es damals wirklich gewesen sein.
Der Protagonist Joe ist kein Unmensch, er ist besonders clever und hat das Herz am rechten Fleck. Auch wenn er "mit schmutzigem Geld Gutes tut", so bleibt er ein Held der Nacht.