Rezension

Ganz eigen in seiner Art - positiv anders

Die sterblich Verliebten - Javier Marías

Die sterblich Verliebten
von Javier Marías

Bewertet mit 4.5 Sternen

María besucht jeden morgen vor der Arbeit ein Cafe und beobachtet während des Frühstücks ein Ehepaar, das ebenfalls jeden Morgen dort frühstückt - bis zu dem Tag, an dem die Geschichte sozusagen beginnt. Miguel, der Ehemann wird getötet und nun erst tritt Maria mit der Frau, Luisa, in Kontakt. Sie erfährt immer mehr über die Umstände des Mordes und schließlich über die Motive des wahren Täters.

Das besondere an diesem Buch ist nicht die Handlung - diese ließe sich schnell erzählen, auch wenn sie durchaus Spannung aufbaut - sondern die oft schon philosophischen Gedankengänge, die entweder María, aus deren rückblickender Sicht der Roman geschrieben ist, denkt, oder eine der Personen ihr gegenüber äußert. Beispielsweise werden mögliche Gedanken, die der Täter nach Marias Überlegung zu einem bestimmten Zeitpunkt gehabt haben könnte genau eruiert, aus allen Perspektiven betrachtet und verschiedenen möglichen Tatumständen angepasst. Oder es wird ein Bild des typischen Verhaltens von "Menschen" oder eines bestimmten Typs Mensch in einer bestimmten Situation entworfen, hinterfragt und anhand des vorliegenden Falls quasi überprüft. DIese Gedanke ziehen die Handlung in die Länge, ohne sie langatmig zu machen, bauen eher eine ganz eigene Spannung auf. Einerseits will man wissen, wie die eigentliche Handlung weitergeht, andererseits folgt man den Ausführungen fasziniert, weil sie so zutreffend, so perfekt in Worte gefasst sind.

Der Schreibstil ist mir besonders aufgefallen: Die Wortwahl ist so vielseitig und akkurat, dass man sich manche Sätze schier unterstreichen möchte, so schön oder treffend sind sie. Der Stil ist flüssig und angenehm zu lesen - zwar etwas gehoben jedoch keinesfalls anstrengend. Insgesamt würde ich das Buch als sehr lesenswert bezeichnen und durchaus weiterempfehlen.