Rezension

ganz großes Kino

Der Kratzer - Oliver Ménard

Der Kratzer
von Oliver Ménard

Bewertet mit 5 Sternen

Der Kratzer. Ein Serienkiller, der Botschaften in die Haut seiner weiblichen Opfer ritzt, so fein, dass sie wie Kratzspuren wirken. Nachdem Kommissar Tobias Dom ihn schon einmal geschnappt hatte, der Kratzer jedoch entkommen konnte, scheint er jetzt Rache nehmen zu wollen. Sieben Jahre ist es her, jetzt mordet er wieder und für Dom wird es der wohl privateste Fall seiner Laufbahn. Einzig die Journalistin Christine Lenève kann ihm bei der Aufklärung  helfen.

Hier ist er also, der letzte Teil der Trilogie um die eigenwillige Journalistin Christine Lenève und Kriminalkommissar Tobias Dom von der Berliner Mordkommission. Was habe ich erwartet? Einen spannenden Abschluss mit den bekannten Charakteren, der mich wie die anderen beiden Teile fesselt. Soweit zu meinen Erwartungen, die recht hoch lagen, denn beide vorigen Teile waren für mich ein Lesehighlight.

Tja, und was habe ich bekommen? Eine geniale, fesselnde Story mit Wendungen, die mich sprachlos gemacht haben! Nervenkitzel pur, Gänsehaut, ein Gefühlschaos vom Feinsten. Wut, Freude, Trauer, alles dabei. Und ein Ende, eine Auflösung, mit der ich nicht wirklich gerechnet habe. Kurz hatte ich einen Gedankenblitz, den ich als abwegig erachtet hatte, aber der Autor hat mich eines besseren belehrt. Kurzum, ein hammermäßiger Thriller der es in sich hat. Ganz großes Kino, über weite Teile lief die Handlung wie ein Film ab. Abgedrehte Schauplätze, die für sich schon eine Gänsehaut bescheren. Eine temporeiche, actiongeladene Handlung mit bis ins kleinste augeklügelten Charakteren. Mein Favorit ist natürlich Christine, wie kann es auch anders sein. Nicht unbedingt eine einfache Protagonistin, aber eine mit Format, die sich treu bleibt. Christine ist manchmal schroff, aber charakterstark und liebenswert. Und cool. Ich habe mit ihr mitgefiebert, gezittert, gelitten und die Story ganz intensiv erlebt.

Der Schreibstil ist gewohnt mitreißend, lockere Dialoge, detaillierte Beschreibungen der Szenerie, die wie Momentaufnahmen wirken. Wie ein Standbild, um auch jedes kleinste Detail aufnehmen zu können. Das ist für mich auch das ganz  besondere am Schreibstil! Die Story an sich ist spannend, atmosphärisch dicht und komplex, erst mit diesem letzten Teil merkt man, wie durchdacht sie ist. Wie sich Puzzleteil für Puzzleteil an die richtige Stelle schiebt und den Blick aufs große Ganze freigibt. Mit jedem Band erlebt man eine Steigerung, der finale ist für mich der Beste.

Fazit: Für mich ein Must-Read und ein Lesehighlight 2018. Mit einem weinenden Auge bedaure ich dass die Reihe zu Ende ist, freue mich aber schon auf die nächsten Werke des Autors.