Rezension

Ganz gut

Die Worte, die das Leben schreibt - Adelia Saunders

Die Worte, die das Leben schreibt
von Adelia Saunders

Bewertet mit 2.5 Sternen

Sehr detailliert und sehr komplett, teilweise langatmig, dennoch etwas Besonderes

Ich habe das Buch spontan bei Thalia gekauft: Mir tat es wahnsinnig !!leid, dass ein so wunderschönes, aus Leinen aufgemachtes Hardcover nun für statt € 25.99 für € 6.99 verramtscht wird, auch wenn das natürlich besser ist, als den ganzen Bücherschwung zu entsorgen

Launders scheint noch relativ jung zu sein, zumindest dem Foto nach, hat aber bereits eine sehr interessante Vita vorzuweisen, die natürlich auch den Erfahrungsschatz und den Schreibstil prägt. Als Amerikanerin hat sie streckenweise in Paris gelebt und dort Englisch unterricht und für die Uno gearbeitet.

Inhaltlich haben meine beiden Vor-Rezensentinnen bereits einiges vorweg genommen.

Die Themen, um die es geht sind:

Autobiographie, Spurensuche, Suche nach den Wurzeln, Wahrheitssuche, Zufall, Schicksal, Familienforschung, Familiensaga, Familiengeheimnisse, rote Schuhe und Liebe, Erinnerungen, Realtiät und Phantasie, Charakterzeichnungen sehr individueller Menschen.

Wir haben es mit 3 Protagonisten zu tun, deren Stränge über die verschiedenen Jahrzehnte von 1954 bis 2008 immer wieder zusammenlaufen und die sich und deren Schicksale sich gegenseitig beeinflussen:

Inga Beart, die Schriftstellerin und Schauspielerin, die Paris 1954 verließ und im selben Jahr starb und die die Mutter von Richard (Protagonist 1) ist, der 1949 geboren wurde und das Schicksal respektive die Wahrheit über seine Mutter klären möchte. Inga ließ Richard bei ihrer Schwester Cat und dessen Mann Wal zurück. Diana, die litauische Raumpflegerin Richards und deren Tochter Magdalena (Protagonistin 2), die Schicksale auf der Haut lesen kann. Sowie Neil (Protagonist 3), Richards Sohn, der Magadalena erstmals in Paris begegnet und sie dann sucht...in Litauen..auf ihrem Pilgerweg in Spanien. Neil besucht auch ihre Mutter, Diana.

Ich möchte keine Handlung weiter vorwegnehmen.

Sprache: eine Mischung aus Standard und kolloquial bis vulgär (kapitelweise), lest sich gut lesen, guter Stil, teilweise metaphorisch: "Der Klang der Worte grub in dieser Nacht in ihren Köpfen ein kleines Grab für Lina, da die Welt selbst noch keinen Platz für ihren  Verlust geschaffen hatte" (162/Tod Magdalenas besten Freundin Lina), ab S. 43-59 Stilbruch, "langweilig", die Seiten hätte man sicher weglassen können.

Titel: Der englische "indelible" (unauslöschlich) ist schöner, passt besser, denn das Leben schreibt keine Worte, in diesem Fall tut das Schicksal es, die Vorherbestimmung, Worte auf der Haut und so wie die Worte ist manchmal auch das Schicksal "unauslöschlich", weil vorherbestimmt.

Cover: gefällt mir nicht.zu 0815. Wenn es wenigstens eine Inga dargestellt hätte, so wie sie im Buch beschrieben wird. Das Coverbild ist viel zu oberflächlich, heile Welt und spiegelt weder den Inhalt noch die Aussage des Romans.

Bis ungefähr S. 75 habe ich mich schwergetan damit, dass das Buch mich packt. Es hat länger gedauert, bis ich herausgefunden habe, was ich von dem Roman halten soll. Die Idee und die Thematik finde ich ganz interessant, nach seinen Wurzeln und der Wahrheit zu suchen, ist ja nicht neu, ich selbst habe auch schon Ahnenforschung bis ins 17. Jahrhundert hinein betrieben. Ich wollte dann aber irgendwann wissen, wie es weiter geht und welche Verbindung zwischen Neil und Magdalena besteht. Ab S. 381 finde ich es spannend. Das offene Ende ist schön, gibt der Leserphantasie Raum.

Resumee: Die Lektüre "lohnt" sich, aber insgesamt finde ich den Roman zu langatmig (ich bin eine, die sich Notizen macht, Stränge während des Lesens bastelt, schöne Stellen gekennzeichnet, wer das nicht tut, verliert vielleicht unterwegs den Überblick oder das ein oder andere Detail auf der Lesestrecke), statt der 406 Seiten hätten es bestimmt auch 250 getan. Und ich hätte mir vor allem noch den Standpunkt Inga Bearts gewünscht, es wurde ja genug Material aufgetan, eventuell noch einen Brief von ihr, ihre Zwangslage, warum sie Richard zurückließ und nie besuchte. Über alle anderen Personen erfahren wir ja so gut wie alles, über Inga eher Beschreibungen durch 3. oder Biographisches.

Kommentare

Resi Lienz kommentierte am 20. Oktober 2021 um 10:35

"komplett" sollte "komplex" heißen:)