Rezension

Ganz gut, aber mehr leider auch nicht

Cassia & Ky 01. Die Auswahl
von Ally Condie

Bewertet mit 3 Sternen

Sehr lange bin ich um dieses Buch herumgeschlichen, weil ich mich nicht entscheiden konnte, ob dieses tatsächlich etwas für mich ist. Da mich der Inhalt aber mehr als neugierig gemacht hat, wollte ich das Experiment “Cassia & Ky” dann doch in Hörbuchform eine Chance geben.

Bereut habe ich diese Chance nicht, allerdings hätte ich auch nichts verpasst, wenn ich dieses Buch nicht gehört hätte. Auch wenn viele Menschen Dystopien lieben, mein Lieblingsgenre wird es wohl nie werden.
Die Geschichte beginnt extrem stark, sodass ich zunächst sehr begeistert war, allerdings wurde es während des Buches wieder schwächer. Zwar hat die Autorin das Ende noch einmal gut herum gerissen, aber der schlechte Eindruck aus dem Mittelteil bleibt.

Wirklich interessant ist das System der Gesellschaft. Auf der einen Seite ist es sehr erschreckend und streng, auf der anderen Seite versucht man hier, sich um die Bewohner zu kümmern, aber auch gleichzeitig einzuschüchtern, indem man ihnen das Gefühl gibt, alleine nicht lebensfähig zu sein. So haben die Paare ganze vier Jahre Zeit, bis sie heiraten werden und haben noch weitere drei Jahre Zeit, bis sie Kinder bekommen können. Erschreckend ist dagegen, dass alte Menschen in der Gesellschaft einen eher schweren Stand haben, denn man muss spätestens an seinem 80. Geburtstag sterben.
Negativ ist hierbei allerdings zu bewerten, mit welcher Nüchternheit die Autorin über das System schreibt, manche Emotionen blieben sogar komplett auf der Strecke. Ich konnte Cassia für ihr Leben zwar auf mancher Hinsicht bemitleiden, aber gleichzeitig blieb sie mir zu blass, weil sie einfach alles zu schnell hingenommen hat. Cassia, Ky und Xander sind zwar sympathische Charaktere, wirkten auf mich aber dennoch so distanziert, dass ich sie einfach nicht in mein Herz schließen konnte.
Die Liebesgeschichte wird hier allerdings gut verpackt. Cassia und Ky nähern sich nur vorsichtig aneinander an und sind zunächst nur fasziniert voneinander. Die Neugier aufeinander und die Art und Weise, wie hier mit den Gefühlen umgegangen wird, wirkt weder zu naiv, noch zu aufgesetzt, allerdings hat mich die Vorgehensweise sehr an Twilight erinnert. Ich muss gestehen, dass ich die Twilight-Vergleiche absolut nicht mag, aber hier war er – für mich – unübersehbar.

Sehr gut hat mir mal wieder Josefine Preuß als Sprecherin gefallen. Die Schauspielerin und Sprecherin konnte mich bereits bei anderen Hörbüchern, wie “Sehen wir uns morgen?”, “Ich schreibe dir morgen wieder” oder “Für jede Lösung ein Problem” begeistern, sodass es immer wieder ein Genuss ist, ihr bei ihrer Arbeit zuzuhören.

Die Covergestaltung ist wunderschön. Die zarten Farben, sowie die Abbildung passen unglaublich gut zur Geschichte. Abgebildet ist Cassia, die in ihrer ‘Seifenblase’ gefangen ist und sich dort drin sichtlich unwohl fühlt – auch wenn dies im Buch nicht immer so klar ersichtlich ist. Auch die Kurzbeschreibung ist gelungen und animiert zum Weiterlesen.

Auch wenn mich “Die Auswahl” zum Großteil recht gut unterhalten konnte, bin ich dennoch skeptisch, ob diese Trilogie tatsächlich etwas für mich ist. Die Autorin glänzt hier zwar mit guten Charakteren und einer interessanten Handlung, aber manchmal reicht selbst das nicht aus, um mich zum Weiterlesen zu animieren. Ob ich den zweiten Band “Die Flucht” noch lesen werde, steht daher in den Sternen. Für Fans von Dystopien ist dieses Buch allerdings ein absolutes Muss.