Rezension

Ganz guter erster Band

Die Schwestern von Mitford Manor - Unter Verdacht - Jessica Fellowes

Die Schwestern von Mitford Manor - Unter Verdacht
von Jessica Fellowes

Bewertet mit 5 Sternen

Historischer Roman mit kleinen Schwächen ...

✿ Kurz zur Geschichte ✿
London, 1920: Für die 19-jährige Louisa geht ein Traum in Erfüllung. Sie bekommt eine Anstellung bei den Mitfords, der glamourösen und skandalumwitterten Familie aus Oxfordshire. Endlich kann sie der Armut und dem Elend der Großstadt entfliehen und dafür auf ein herrschaftliches Anwesen ziehen. Louisa wird Anstandsdame und Vertraute der sechs Töchter des Hauses, allen voran der 17-jährigen Nancy, einer intelligenten jungen Frau, die nichts mehr liebt als Abenteuer und gute Geschichten. Als Florence Nightingale Shore, eine Krankenschwester und Freundin der Familie, am helllichten Tag ermordet wird, beginnen Nancy und Louisa eigene Ermittlungen anzustellen. Schnell erkennen sie, dass nach den Wirren des Krieges jeder etwas zu verbergen hat.
(Quelle: Seite des Verlags)
✿ Meine Meinung ✿
Die Autorin, Jessica Fellowes, ist die Nichte des Autors von "Downton Abbey" Julian Fellowes. Man sollte allerdings keine Vergleiche ziehen, denn Julian Fellowes hat die damalige Zeit atmosphärischer besser und dichter ausschmücken und mir als Leserin näher bringen können. An diesem Punkt könnte sich die Nichte noch eine Scheibe von ihrem Onkel abschneiden. Ansonsten besteht der Plot aus einer kleinen Liebesgeschichte, einem Kriminalfall und einem Neubeginn. Louisa ist auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Onkel Stephen und bewirbt sich als Kindermädchen im Hause der Mitfords. Sie bekommt die Stelle außerhalb von London und wähnt sich erstmal in Sicherheit bis sie und Nancy, die älteste Tochter der Mitfords, sich für den Mordfall der Krankenschwester Florence Nightingale interessieren. Mit Hilfe des Bahnpolizisten Guy, der zudem ein Auge auf Louisa geworfen hat, wollen sie unbedingt den Mörder schnappen. Stellenweise versucht Fellowes das Flair der 1920er Jahre einzufangen, was nicht immer gelingt, aber die Herausarbeitung der Charaktere ist gut gelungen. Allen voran die jungen Frauen Louisa und Nancy, die im Laufe der Geschichte zu wahren Freundinnen werden, obwohl sie in unterschiedlichen Welten aufgewachsen sind. Die Mitfords scheinen zwar nicht arm zu sein, aber so richtig protzig leben sie auch nicht, wenn man einmal vom Haus "MItford Manor" absieht. Hier hätten mir noch ein paar mehr Beschreibungen des Hauses und der Örtlichkeiten gefallen, um mir alles noch bildlicher vorstellen zu können. Ansonsten hat mich der Roman gut unterhalten und der Schreibstil hat sich flüssig lesen lassen. Ich freue mich, wie die Mitford-Saga weitergehen wird, denn anscheinend wird es zu jeder der Schwestern einen eigenen Band geben. In diesem ging es ja hauptsächlich um die Älteste, Nancy, die eigentlich noch die Normalste zu sein scheint und im wahren Leben Schriftstellerin wurde. Da bin ich doch sehr gespannt, wie Jessica Fellowes die Geschichte um die beiden extrem schwierigen Schwestern Unity und Diana spinnen wird. Denn im wahren Leben war Unity ein "Groupie von Hitler" und Diana wurde von ihrer Schwester Nancy bei den britischen Behörden angeschwärzt, aufgrund ihrer politischen Gedanken und kam für einige Monate ins Gefängnis.
✿ Fazit ✿
Die Charaktere der Mitford-Schwestern und Florence Nightingale basieren ja auf wahren Persönlichkeiten und nach dem Lesen hat es mich wirklich interessiert, wer diese Frauen alle waren und so habe ich mich einige Zeit mit ihnen befasst. Ein Roman aus den "Goldenen Zwanzigern" gespickt mit einem Mord, einer dezent beginnenden Romanze und einer jungen Frau aus ärmlichen Verhältnissen, die ihr Leben selbst in die Hand nimmt um es einmal besser zu haben.