Rezension

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Ganz guter Krimi (auch wenn man den Täter schon kennt)

Kuckucksmörder - Raimon Weber

Kuckucksmörder
von Raimon Weber

Die Verkehrspolizistin Eva Flessner bekommt einen Anruf von der betagten Mutter ihrer Freundin Petra. Diese bittet sie, bei Petra und ihrer Familie einmal vorbeizufahren. Normalerweise erledigt Petra einmal wöchentlich die Einkäufe ihrer Mutter, doch dies hat sie nun versäumt und sich auch nicht bei ihrer Mutter gemeldet. Zudem kann man Petra und ihrer Familie auch nicht telefonisch erreichen. Obwohl Eva Flessner gesundheitlich nicht auf dem Damm ist, begibt sie sich zu Petras Haus. Sie hat kein gutes Gefühl, als sie das Haus betritt und es täuscht sie auch nicht. Dort bietet sich ihr ein schrecklicher Anblick. Die komplette Familie wurde ermordet. Während die Kinder noch friedlich in ihren Betten liegen, sie wurden offenbar betäubt und im Schlaf erstickt, so hat man Robert, den Familienvater offenbar vor seinem Tod massiv gefoltert und ihm dann seine Genitalien abgeschnitten, so daß er verblutet ist. Petra wurde erschossen. Eva ist fassungslos, besonders der Mord an den Kindern nimmt sie sehr mit. Sie will auf jeden Fall den Täter zur Strecke bringen, auch wenn sie als Verkehrspolizistin nichts mit dem Fall zu tun hat. Der ermittelnde Kommissar Dewald versteht Eva nur zu gut und gibt ihr bereitwillig Informationen. Leider muß Eva erkennen, daß Petras Ehemann nicht der liebende Gatte war, wie sie dachte. Er hat Petra schlimm misshandelt. Petra mußte offenbar ein Ventil dafür suchen und hat Ladendiebstähle begangen. Im Nachinein wird Eva jetzt manche Beobachtung klarer. Sie ist sehr traurig, daß sie Petras schlimmes Schicksal nicht erkannt hat. Es stellt sich heraus, daß vor einiger Zeit in einer anderen Stadt ein ähnlicher Mordfall vorlag. Auch hier wurde eine ganze Familie ausgelöscht und auch hier war der Vater kein wirkliches "Prachtexemplar". Eva verfolgt eine Spur, sie überlegt, ob Petra vielleicht in einem Kaufhaus mit ihren Diebstählen auffällig wurde. Hier lernt sie den Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma, Falk Stucke kennen, ein aufrichtiger und hilfsbereiter Mensch. Er ist von dem Schicksal von Petras Familie entsetzt und möchte Eva gerne helfen. Die beiden finden sich sehr sympathisch. Was Eva jedoch nicht ahnt ist, daß eben dieser Falk der brutale Täter ist. Er beobachtet Menschen und sucht sich gezielt Familien mit prügelnden Ehemännern und Vätern heraus, die er von ebendiesen "befreien" will. Er selbst hat keine schöne Kindheit, denn sein Vater misshandelte, erniedrigte und betrog die Mutter laufend. Falk kidnappt stets die Väter der auserwählten Familien und nistet sich für einige Zeit bei Frau und Kindern ein. Sie sollen einen "richtigen", liebenden und aufrichtigen Vater und Ehemann kennenlernen. Währenddessen muß der gefangengenommene Ehemann ein Geständnis über seine vielen Untaten ablegen bis es zur "Verurteilung" kommt. Doch wenn er erkennt, daß ihn die neue Familie hintergeht und enttäuscht, darf auch sie nicht weiterleben. Falk hat bereits eine neue Familie im Visier. Damit ihm die Polizei nicht auf die Schliche kommt, nutzt er nun auch noch Eva als Informationsquelle und leider tappt die nichtsahnende Eva in diese Falle...

Der Krimi hat mir gut gefallen. Als ich die Leseprobe las, war ich von den ersten Seiten geradezu begeistert. Die Spannung wurde hier schon so schnell ins Spiel gebracht, so daß ich an einen unglaublichen Thriller glaubte. Leider wurden diese Erwartungen dann etwas zurückgefahren. Dies liegt v. a. daran, daß man schon nach wenigen Seiten den Täter kennt. Für mich wäre es hier unterhaltsamer gewesen, wenn vielleicht mehrere mögliche Täter im Spiel gewesen wären, da ich sehr gerne miträtsele. Aber warum nicht auch so wie hier. Der Spannung des Krimis hat es nicht allzu sehr geschadet. Das Buch habe ich sehr zügig ausgelesen, was vor allem am sehr guten Schreibstil, den gut abwechselnden Kapiteln und den interessant beschriebenen Charakteren liegt. Der Krimi war zu keinem Zeitpunkt langweilig. Das Ende hat mich dann doch ein wenig überrascht. Vielleicht hat sich der Autor hier aber noch ein Hintertürchen für einen Nachfolge-Roman gelassen. Ich bin mal gespannt.