Rezension

Ganz nett, aber nicht der große Wurf …

Als wir im Regen tanzten - Michaela Saalfeld

Als wir im Regen tanzten
von Michaela Saalfeld

Berlin 1928/29: Der Regisseur Willi zur Nieden steht kurz davor, seinen großen Traum zu verwirklichen. Mit seiner jüdischen Frau Recha in der Hauptrolle will er den großen Film zur deutschen Besatzung des belgischen Flandern im ersten Weltkrieg auf die Leinwand bringen. Während sich der Niedergang der Stummfilmära abzeichnet und die Wirtschaftskrise das Land fest im Griff hat, wird dies keine leichte Aufgabe sein. Dabei entgleitet ihm immer mehr das wahre Leben um sich herum. Auch seine Schwestern Felice und Ille müssen um das Glück ihrer Familie kämpfen, allerdings kämpfen sie erbittert gegeneinander ohne Rücksicht auf Verluste.

Der historische Roman „Als wir im Regen tanzten“ von Michaela Saalfeld ist der Nachfolgeband zu „Was wir zu hoffen wagten“. Ohne den ersten Band gelesen zu haben, wirken die Rückblicke auf die Vorgeschichte der drei Geschwister ab und an sehr verwirrend. Es wird leider immer mal wieder in vergangene Nebenhandlungsstränge abgewichen, deren Kenntnis für die aktuelle Handlung in ihrer ganzen Tiefe nicht zwingend von Bedeutung sind. Deshalb würde ich dieses Buch nicht empfehlen, ohne die Vorgeschichte gelesen zu haben.

„Als wir im Regen tanzten“ habe ich sehr schnell durchgelesen, denn es las sich sehr flüssig. Leider hatte ich mir von der Geschichte deutlich mehr erhofft. Beworben als der „große Berlin-Roman zur Weimarer Republik“ war die Inhaltsbeschreibung schon sehr vielversprechend: Ein berühmter Filmstar in den „roaring twenties“ in Berlin mit jüdischem Hintergrund – das lässt viele Assoziationen zu, wovon die Geschichte handeln könnte. Zumal diese Periode durch „Babylon Berlin“ momentan ja wieder sehr „in“ ist. Genau das ist für mich aber die Schwäche des Buchs. Leider wird der historische Kontext nur selten ausführlicher beschrieben. Sehr interessante Hintergrundaspekte zur Zeit der Weimarer Republik werden nur mal eben erwähnt, mein Interesse ist erwacht, aber dann geht es schon wieder mit der relativ banalen Familiengeschichte weiter.

Erst nach der Hälfte des Buchs gibt es endlich einige Spannungs-Höhepunkte und unerwartete Wendungen, die die Handlung vorantreiben. Dennoch laufen die Haupthandlungsstränge um Felice, Willi und Recha nur relativ lose nebeneinander her. Letztlich war ich doch etwas enttäuscht von diesem Buch, denn ich hatte deutlich mehr erwartet. Vieles schien mir zu konstruiert. Das Verhalten der Protagonisten konnte ich oft nicht gut nachvollziehen und speziell das Ende fand ich ziemlich unbefriedigend. Der gesamte Roman wirkt eher wie ein Intermezzo bis zum großen Finale im dritten Buch. Kann man lesen, muss man aber nicht.